Überfahrt nach Pitcairn


05.06.2011, kurz vor 10 Uhr Ortszeit: Wir können die kleine Insel Pitcairn am Horiznt sehen, noch 20 Seemeilen bis der Anker fällt. Hoffentlich gibt es einen passenden Ankerplatz, das Hafenhandbuch sagt lediglich: "The anchor-situation is even worse than on Easter Island." Der Hauptankerplatz in der Bounty Bay, wo auch die berühmte Bounty auf dem Meeresgrund liegt, ist bei den gerade vorherrschenden Windbedingungen eher ungeeignet. Der Wind weht mit ca. 20 Knoten aus Nord-West und die Bounty Bay befindet sich im Nordwesten der Insel. Im Süd-Osten soll es noch einen weiteren Ankerplatz geben, der sich "down rope" nennt. Er heißt deswegen so, da man an Land nur über eine Leine die Steilküste hochklettern kann. Wir werden wahrscheinlich trotzdem dort vor Anker gehen und über Funk nachfragen, ob uns jemand mit einem größerem Schlauchboot oder so abholen kann.
Von Anfang an: Nachdem der Anker an der Osterinsel am Anfang nicht halten wollte, hat er am Schluss dann fast zu gut gehoben... Er hat sich anscheinend unter einem Fels verhakt, so dass wir Probleme hatten, ihn zu bergen. Und als er dann endlich oben war sah er etwas anders aus als noch eine Woche zuvor, total verbogen! Und schon war die To-Do Liste wieder um einen Punkt länger: Anker gerade biegen... wie und wo wissen wir noch nicht genau.
Während der Überfahrt hatten wir die meiste Zeit sowohl Wind als auch Strom gegen uns, unser bestes Tagesetmal hat gerade einmal 111 Seemeilen betragen... Die ersten beden Tage hatten wir absolute Flaute, am zweiten Abend konnten wir die Osterinsel immer noch relativ deutlich hinter uns am Horizont sehen. Danach wurde es glücklicherweise besser... Windrichtungen hatten wir so ziemlich alle einmal, vorherrschend jedoch Südwest in der ersten Hälfte und Nordwest in der zweiten Hälfte der Überdfahrt. Und fast jeden Tag hatten wir für ein paar Stunden Flaute. Durch die Flaute hatten wir jedoch die Möglichkeit, ein bisschen was am Boot zu arbeiten: So haben wir die Kauschen der Backstagen ausgewechselt, die Polster, die durch Salzwasser und Luftfeuchtigkeit alle ein wenig klamm sind, gelüftet, die Antenne des SSB Funk repariert, die Klemmen des Achterliekstreckers erneuert, den Außenborder gecheckt, das ganze Boot geputzt, Wäsche gewaschen etc.. Des Weiteren haben wir Cruising Guides, Seekarten und Hafenhandbücher gewälzt und unsere Route durch den Pazifik ausgearbeitet. Wir müssen bis August in Fidschi und bis September in Australien / Papua-Neuguinea sein, um der Saison der tropischen Wirbelstürme im Pazifik zu entkommen. Und bis dahin gibt es noch so viel zu sehen...
Ansonsten haben sich die Tage aneinandergereiht und wir haben mal wieder sämtliches Zeitgefühl verloren. Ab sieben am Abend hatte die Babsi ihre erste Nachtwache und wurde um 11 abgelöst. Dann von 11 bis 2 Martins Wache, von 2 bis 5 Babsis Wache und von 5 bis 9 wieder Martin. Kaffee zum Sonnenaufgang, Haferflocken mit Apfel zum Frühstück, tagsüber lesen, quatschen, Musik hören, was am Boot machen und essen! Zum ersten Mal seit wir in Kiel abgelegt haben, sind wir in der fatalen Lage, dass unser Süßigkeitenschapp komplett leer ist! Um 11 schalten wir immer unser Satellitentelefon an, um Nachrichten aus der Heimat und Wetterupdates zu empfangen und unsere Position durchzugeben.
Während der kompletten Überfahrt haben wir, wie schon auf der Überfahrt von Galapagos zur Osterinsel, kein einziges anderes Boot gesehen, nur Vögel und fliegende Fische.
So, noch ca. vier Stunden bis der Anker vor der Insel fällt, auf der sich 1790 die Meuterer der Bounty unter ihrem Anführer Christian Fletcher niedergelassen haben, um der Strafe der britischen Krone zu entkommen. Noch heute leben die direkten Nachfahren der Meuterer hier auf der Insel, eine kleine Gemeinde von knapp 50 Menschen. Wir sind gespannt, was uns erwartet und melden uns von Pitcairn!
Viele liebe Grüße von Martin, Babsi und der Ivalu!

Kommentare

  1. Guten Morgen! Schön zu hören das ihr gut angekommen seid! Bei euch beginnt der Tag gerade, hier geht er verregnet zu Ende, viel Spass bei der Erkundung der Insel! Gruß, Jörn

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  2. Kati Hauptmann6. Juni 2011 um 20:24

    Also die "Bordroutine" auf der Überfahrt zur Osterinseln hörte sich noch etwas anders an: zuerst Morgensport, dann Spanisch- und Französischunterricht,... Jetzt heißt es nur lapidar: unser Süßigkeitenvorrat ist zu Ende!:-)
    Wenn das als Hilferuf gemeint war, wo sollen die Pakete hingeschickt werden? Wir freuen uns, dass ihr nach der wirklich langen Fahrt gut angekommen seid!
    Liebe Grüße
    Kati, Udo & Alex
    P.S.: Alex ist begeistert und möchte das Segeln gerne ausprobieren. Können wir ihn schicken? ;-)

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