Auf Porto Santo

Gegen Mitternacht sind wir hier auf der kleinen Insel Porto Santo bei Madeira angekommen. Nach 520 Seemeilen und einem Ankerbier sind wir dann in die Koje gefallen und heute morgen konnten wir dann den ersten Blick auf die Insel werfen. Gerade hängen wir an einer Boje im Hafen, wenn das Wetter stabil bleibt wollen wir allerdings in Richtung Strand, der schon einen Vorgeschmack auf die Karibik gibt, umziehen und dort ankern. Das geht allerdings nur bei nördlichen und westlichen Winden.
Alles ist sehr karg und fast schon wüstenartig. Hinter dem Hafen ragen Berge aus Vulkangestein in den Himmel, es ist heiß und sehr trocken. Wir haben heute sogar zum ersten mal unser Sonnensegel aufspannen müssen.
Die Überfahrt hierher war ruhig und ohne besondere Ereignisse. Was ja nicht schlecht ist, das heißt ja nicht, dass es langweilig war, sondern nur, dass alles so geklappt hat, wie wir es uns vorgestellt und geplant hatten. Von Tag zu Tag sind die Temperaturen gestiegen, mittlerweile müssen wir auch Nachts keine langen Hosen mehr anziehen. Hier auf Porto Santo wollen wir ca. zwei Tage bleiben und dann weitersegeln mit Ziel Funchal, Madeira. Über Porto Santo selbst können wir noch nicht viel sagen, aber das kommt die Tage noch.

Da wir gefragt wurden, wie die "Bordroutine" bei uns so aussieht haben wir mal ein bisschen mitgeschrieben, so sieht es aus, wenn wir unterwegs sind:

"Auf dem Weg nach Porto Santo. Es ist 22.00 Uhr, seit vorgestern Mittag sind wir unterwegs und fahren gerade in die dritte Nacht. So langsam hat sich eine Art Bordroutine eingestellt, auch wenn Routine eigentlich das falsche Wort ist, da kein Tag dem anderen und keine Wache der vorherigen gleicht. Trotzdem gibt es auf See einen relativ festen Tagesablauf. Da wir jetzt zu Dritt und nicht mehrt zu Viert sind haben wir den Wachrhytmus von drei auf vier Stunden geändert. Somit hat jeder nur eine Wache pro Nacht und kann, wenn keine Segelmanöver anstehen, den Rest schlafen. Die erste Wache geht von 20.00 Uhr bis Mitternacht, die Nächste bis vier Uhr morgens und die dritte Wache von vier bis acht Uhr in der Früh. Tagsüber haben wir keinen festen Wachrhytmus, da es mittlerweile so warm ist, dass sich sämtliches Leben an Deck abspielt. Unter Deck sind wir fast nur noch zum navigieren, zum kochen und zum schlafen.
Nachts bleibt viel Zeit zum Musik hören, lesen, schreiben (Stirnlampe und mp3 Player sind die wichtigsten Begleiter bei Nacht) oder einfach nur zum Gedanken nachhängen, neue Pläne schmieden, Sterne gucken, ... einen so klaren Sternenhimmel wie an Bord gibt es an Land nicht. Dazwischen wird immer mal wieder ein Blick auf dem Kompass geworfen ob der Kurs noch passt, alle zwei, drei Stunden ein Eintrag ins Logbuch geschrieben und eine Position auf der Seekarte eingetragen. Andere Schiffe sehen wir immer weniger, wenn es hoch kommt mal Eins in einer Nachtwache und dann meist auch nur weit entfernt am Horizont.Dafür gesellen sich immer öfter Delfine zum Boot, die uns über kürzere oder längere Strecken begleiten. Eine viertel Stunde vor Wachwechsel wird dann die nächste Wache geweckt und ihr, da wir ja so nett sind, noch ein Tee oder Kaffee gekocht. Dann geht´s ab in die Koje, je nachdem wie müde man ist kann man schlafen oder purzelt nur rum.
Die Tagesabläufe sind sehr von den Grundbedürfnissen essen, trinken, schlafen bestimmt. Das ist allerdings gar nicht so einfach, da ja alles permanent schaukelt, wackelt und schräg steht. Wenn man beim Kochen nicht aufpasst, fliegen sämtliche Zutaten quer durchs Boot, alles muss festgehalten, festgebunden oder eingeklemmt werden. Dafür schmeckt das Ergebnis dann um so besser, auch wenn es nur eine aufgewärmte Dose ist (was nicht heißen soll, dass wir nur von Dosenfraß leben:-)) Nur der Herd ist kardanisch aufgehängt, dort bleiben die Töpfe und Pfannen meist stehen. Aber aber bei viel Welle müssen auch diese zusätzlich festgeklemmt werden.
Da man oft nachts nicht genug Schlaf abbekommt- manchmal purzelt man so sehr in der Koje rum, dass an Schlaf gar nicht zu denken ist - schlafen wir auch immer wieder tagsüber, um für die Nachtwachen fit zu sein. Unsere Kojen sehen ein bisschen aus wie Kinderbetten, aus denen man nich rausfallen kann. Auf den offenen Seiten haben wir sogenannte Leesegel gespannt, um nicht im Schlaf durch die Gegend zu fliegen.
So, jetzt ist es Zeit für einen kurzen Logbucheintrag: der sieht so aus: 23.00 Uhr, 1020 hpa Luftdruck, leicht bewölkt, zwei Meter Seegang, 17 Knoten Wind aus Nord-Ost, Großsegel und Genua, Kurs: 215 Grad, Geschwindigkeit: 6,7 Knoten, gefahrene Meilen heute: 147, Position: 35°02,8´Nord, 014°38,4´West. Bis Porto Santo haben wir noch 145 Seemeilen, wenn es so weiterläuft werden wir morgen um die selbe Zeit ankommen"

Hat ja ziemlich gut gestimmt, die Prognose. Wir hoffen, man kann sich unseren "Alltag" auf See ein bisschen vorstellen.

Bilder kommen auch gleich noch, dazu mussten wir aber zuerst nochmal zur Ivalu paddeln und das Übertragungskabel holen. An Bord haben wir kein Internet, nur hier im "Internetcafé" des Hafens, ein Wellblechverschlag mit Maschendrahtwänden.

Es senden viele liebe Grüße Alexa, Johannes und Martin aus Porto Santo.

Kommentare

  1. Danke für den ausführlichen Bericht. Hört sich zwar ganz nett an, wenn man liest, dass alles rumpurzelt und ihr auch aber so lustig ist es vielleicht nicht immer?
    Die Bilder sind sind wieder wunderschön!!!!
    liebste Grüße
    Karin

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  2. Ein sehr schöner und anschaulicher Blogeintrag! Jene, die das schon kennen, nicken grinsend und alle Mitleser, die nicht segeln, können sich etwas unter eurem Seglerleben vorstellen :-) Was das Schaukeln betrifft: nach meinem Kurzurlaub auf der Ivalu muss ich gestehen, an Festland fehlt es mir jetzt geradezu!

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