Nach 33 Tagen auf Rodriguez angekommen!

25.10.12
Mittlerweile sind wir seit etwas ueber einer Woche unterwegs und haben ca. 500 Seemeilen gesegelt. Bis Rodrigues sind es noch ca. 2200 Meilen, fuer die wir vermutlich noch ca. drei weitere Wochen benoetigen werden.
Von Phuket aus ging es erstmal nach Westen bis zur Nordspitze von Sumatra. Hier hatten wir guten Wind und haben nur drei Tage anstatt der fuenf kalkulierten benoetigt. Wir haben schon angefangen zu rechnen, wie schnell wir ueber den Aequator nach Sueden kommen wenn es so schnell weitergeht. Aber dem war nicht so, nachdem wir um Sumatra rum waren und einen Sued-Sued-West-Kurs segeln wollten war der Wind praktisch weg und dafuer die Stroemung umso staerker. Daher ging es erstmal zwei Tage lang in Richtung Nord-West ohne dass wir etwas dagegen unternehmen konnten. Gluecklicherweise hat sich nach zwei Tagen endlich ein zunaechst schwacher Nordwind eingestellt, so dass wir die verlorenen Meilen wieder gutmachen und Strecke nach Sueden machen konnten. Der leichte Wind war ideal fuer unseren Spinnacker, den wir seit zwei Jahren nicht mehr ausgepackt hatten. Dann ging es mit ca. acht Knoten Wind und ca. vier Knoten Speed gegen die Stroemung nach Sueden. Bisher war der Wind konstant und wir konnten die letzten beiden Tage einige Meilen nach Sueden gutmachen. Jetzt sind es noch ca. 230 Meilen bis zum Aequator und danach hoffentlich nicht mehr allzu weit bis wir einen konstanten Sued-Ost-Passat haben, der uns dann zuegig nach Rodriguez bringen soll.
Seit langer Zeit sehen wir wieder einige fliegende Fische, die links und rechts vom Bug abheben und 100 oder 200 Meter ueber die Wasseroberflaeche gleiten. Auch haben wir wieder regelmaessig Besuch von Delfinen, die die Ivalu begleiten und an unserem Bug spielen. Mit Thomas' Unterwasserkamera, die wir mit Klebeband an den Bootshaben getapet haben konnten wir sogar einige ganz gute Unterwasseraufnahmen von den Delfinen machen.
Unser zweites Solarpaneel, dass wir in Phuket montiert haben, macht einen grossen Unterschied. Die Batterien sind mehr oder weniger konstant vollgeladen und wir koennen auch immer mal wieder den Laptop benutzen und am Bordnetz laden, was frueher nur selten moeglich war.
Im Moment befinden wir uns auf 03 Grad 48' Nord und 093 Grad 01' Ost und segeln mit ca. fuenf Knoten auf einem Kurs von 200 Grad. Thomas sitzt gerade im Cockpit und schneidet Gemuese fuers Abendessen, danach geht's los mit Nachtwachen. Thomas von 19.00 bis 02.00 Uhr und ich dann ab 02.00 Uhr. Fuers Erste gibt's sonst nicht viel zu berichten.
29.10.12
Gestern haben wir um 15.03 Uhr UTC zum dritten Mal auf dieser Reise und zum ersten Mal fuer Thomas den Aequator ueberquert. Auf 092 Grad 59,9 Minuten Ost sind wir ueber den nullten Breitengrad gesegelt. Natuerlich haben wir auch die Tradition der Aequatortaufe zelebriert. Um bei Neptun einen guten Eindruck zu machen wurden erstmal die Haare geschnitten und Thomas hat ein schoenes Gedicht fuer den Meeresgott geschrieben, um Zutritt zur Suedhalbkugel gewaehrt zu bekommen. Dann gab's einen kraeftigen Schluck Rum fuer Neptun und die Crew hat sich mit Suedhalbkugelwasser den Dreck der Nordhalbkugel abgewaschen. Neptun hat sich durch unser Zeremoniell beeindruckt gezeigt und uns prompt mit gutem und bestaendigem Wind belohnt. Das Wetter ist allgemein die letzten Tage besser geworden und wir hatten kaum noch mit Flauten zu kaempfen. Dafuer gab's wunderschoene Sonnenuntergaenge inklusive Delfineinlage und heute frueh haben wir sogar einen Orca gesehen.
Gerade sind wir auf 01 Grad 18 Minuten Sued und hoffen, innerhalb der naechsten zwei bis drei Tage auf einen bestaendigen Sued-Ost Passat zu treffen. Im Moment ist unser Kurs noch eher suedlich, erst wenn wir im Passatguertel sind werden wir auf Sued-West drehen und direkten Kurs auf Rodrigues nehmen.
Viel Zeit vertreiben wir uns mit Thomas' Unterwasserkamera, filmen damit die vielen Fische die unserem Boot folgen oder haengen sie an eine lange Leine vor einen Fischkoeder in der Hoffnung, z.B. einen Tunfisch, einen Mahi Mahi oder sogar einen Marlin vor die Linse zu bekommen. Bisher allerdings leider erfolglos.
Ansonsten geht's uns, wie sollte es auch anders sein, sehr gut und wir geniessen endlich mal wieder schnell unterwegs zu sein. Nach wie vor haben wir sehr viel frisches Obst und Gemuese an Bord, so dass wir noch nicht auf Dosenmahlzeiten zurueckgreifen muessen sondern jeden Tag frisch kochen koennen. Auch haben wir Gabis (aus Langkawi) Rat befolgt und in Phuket frische Kraeuter gekauft und in Olivenoel eingelegt. Noch fallen wir nicht vom Fleisch!
Das GPS zeigt im Moment 6,8 Knoten Speed an, so kann's weitergehen! Viele Gruesse!
04.11.12
Es ist gerade 06.30 Uhr morgens und vor einer knappen halben Stunde gab es einen wunderschoenen Sonnenaufgang. Dazu eine Tasse Ivalu-Spezial-Bordkaffe und bestaendigen Sued-Ost-Passat. Endlich! Nachdem wir einige Tage in einer riesigen Passatstoerung verbracht haben, mit allem nur nicht dem richtigen Wind tut es gut wieder flott voranzukommen. Gestern Abend hat der Passat eingesetzt und ueber Nacht gleich so aufgefrischt, dass wir das Gross im ersten Reff gefahren und dazu die Fock gesetzt haben. Jetzt stehen wieder das ganze Grosssegel und die Genua und wir machn sechs Knoten Fahrt. Etwas suedlicher sollte dann noch der Suedaequatorialstrom dazu kommen und uns einen weiteren Knoten Geschwindigkeit bescheren. Gerade befinden wir uns auf 08 Grad Sued und 088 Grad Ost, noch knapp 1600 Meilen bis Rodriguez. Wenn es gut laeuft dann sollten wir in weniger als Zwei Wochen wieder festen Boden unteer den Fuessen haben.
Mittlerweile haben wir den Grossteil unserer Frischvorraete gegessen, es sind nur noch ein paar Orangen, Mandarinen, Limetten und Gurken uebrig. Und natuerlich Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch, aber das haelt ja sowieso ewig. Und Eier, in Vaseline eingerieben halten diese gleich mal doppelt so lange. Das wird es auch sobald Thomas aufgestanden ist zum Fruehstueck geben: Spiegeleier uns dazu frisch gebackenes Brot.
Unser Anglerglueck laesst bisher noch sehr zu wuenschen uebrig, wir haben noch keinen Fisch gefangen. In den Doldrums und der Passatstoerung haben wir es erst gar nicht versucht, da wir zu langsam waren, aber so langsam wird es Zeit, dass mal wieder einer anbeisst. Die einzig frischen Fische an Bord verzehrt Taifun, jeden Morgen finden sich ein paar verendete fliegende Fische an Deck. Und wenn man nicht aufpasst, dann schleppt sie die Fische unter Deck um sie dort genuesslich zu fressen.
Nachtrag, 15 min spaeter: Tja, so schnell kann's gehen. Da war der Eintrag gerade geschrieben und gespeichert, da zupft doch wirklich was an der Angel. Angebissen hat ein Mahi Mahi, kein besonders grosser, aber immerhin. Das heisst wohl frisches Sushemi mit Sojasauce und Wasabi zum Mittagessen! Es gibt nichts leckereres!
09.11.12
Wir haben unseren Kurs wieder aendern muessen und anstatt direkt auf Rodrigues zuzuhalten fahren wir im Moment etwas suedlicher. Der Grund ist ein Tiefdruckgebiet direkt noerdlich von uns, das innerhalb der naechsten Tage an Staerke zunehmen wird und sich eventuell zu einem Zyklon entwickeln wird. Da dieses Tief nach West-Sued-West zieht versuchen wir nun den Abstand zwischen uns zu vergroessern indem wir suedlich ausweichen. Es sieht aber ganz so aus, wie als ob wir ein paar Meilen gutmachen und nur die Auslaeufer abbekommen werden. Der Wind hat die letzten Tage etwas zugelegt und weht mit ca. 25 Knoten aus SE, auch die Welle ist etwas hoeher geworden, die Duenung ist zwischen drei und vier Meter hoch. Vorgestern ist uns wieder mal unser Genuafall gerissen, es war aber kein grosses Problem, wir haben das Segel noch aufgerollt gekrigt bevor es runtergekommen ist. Sobald wir mal wieder einen ruhigeren Tag haben werden wir die Genua bergen und am Spifall setzen. In Suedafrika werden wir dann neue Fallen benoetigen, auch das Fock- und Grossfall sollten dann ausgetauscht werden.
Vorgestern hatten wir wieder einen Mahi Mahi an der Angel, das Biest ist aber ganz kurz bevor wir es an Bord holen konnten abgehauen und hat auch unseren schoenen Koeder mitgenommen. Etwas schade, wahrscheinlich wird sich ein Hai drueber freuen.
Gestern war dann Geburtstag feiern angesagt, mein 28. Eine grosse Party gab's nicht, wir haben aber trotzdem ein bisschen gefeiert. Von Cori gab es eine Pfeiffe fuer den Seemann, die sie noch hier an Bord gelassen hat. nach drei Wochen raetseln was da wohl drin sein koennte hat sich das Geheimnis dann gestern endlich gelueftet. Nochmal Danke, ich hab mich riesig gefreut!
Heute knacken wir die 1000-Meilen-Marke, dann ist Endspurt angesagt, Rodrigues wir kommen!
11.11.12
Wir haben unseren Kurs weiter geaendert und fahren jetzt direkt nach Sueden, da das Tiefdruckgebiet genau wie wir in Richtung Rodrigues und Mauritius unterwegs ist. Jeden Tag bekommen wir via SMS an unser Satellitentelefon Updates zur Entwicklung des Unwetters. Noch hat es im Kern Windgeschwindigkeiten von "nur" 40 Knoten, es soll aber in den naechsten tagen auf 62 Knoten zunehmen, ab 64 Knoten Windgeschwindigkeit wird ein Unwetter als Zyklon (je nach geografischer Lage auch Hurrycan oder Taifun) gewertet. Aber bisher sind es nur Vorhersagen und wenn das Tief auf unserer Hoehe ist werden wir voraussichtlich ca. 300 Seemeilen Abstand haben.
Trotzdem geht es hier mittlerweile recht ruppig zu, der Wind weht bestaendig mit 30 Knoten und mehr und es hat sich eine beachtliche Welle mit ca. 6 Meter Hoehe aufgebaqut. Trotz dass es nicht regnet ist es im Cockpit ziemlich nass, da viele Wellen ueber Deck kommen. Wir verbringen die ganze Zeit unter Deck und haben alle Luken und den Niedergang geschlossen. Berufsschifffahrt gibt es hier nicht und das Wetter koennen wir auch durch die Fenster beobachten. Im Schiff geht es zu wie in der Achterbahn, wir verbringen die Tage lesend und auf dem Boden sitzend, da dort die Bewegungen am geringsten sind. Auch gegessen wird auf dem Boden, am Tisch ist es zu schaukelig und draussen zu nass. Nur fuer eventuelle Arbeiten an den Segeln gehen wir nach draussen, dann aber nur mit Schwimmweste und Sicherungsleine. Oft muessen wir aber nicht raus, mit dem Gross im zweiten oder dritten Reff und der kleinen Fock machen wir ca. 5,5 Knoten gegen Wind und Welle und die Ivalu steuert sich prima selbst.
Im Moment befinden wir uns auf 17 Grad 21 Minuten Sued und 079 Grad 34 Minuten Ost. Wir werden noch bis 19 oder 20 Grad Sued segeln bevor wir den Kurs nach Westen aendern. Bis dahin sollte das Tief noerdlich von uns vorbeigezogen sein.
Uns geht's gut, herzliche Gruesse vom windigen indischen Ozean!
16.11.12
Wind gut, Wetter gut, alles gut! Noch 399 Seemeilen bis nach Rodriguez! Das Unwetter, wegen dem wir solche Schlangenlinien auf der Seekarte hinerlassen haben, hat sich verzogen bzw. aufgeloest und wir haben herrlichsten Passatwind. Allerdings ist es nicht mehr so warm, seit langer Zeit (ich glaube seit der Osterinsel) haben wir zum ersten mal wieder die langen Klamotten fuer die Nachtwachen rausgesucht. In der Nacht kuehlt es auf ca. 20 Grad ab. Das klingt warm aber nach knapp zwei Jahren in den Tropen ist das bitterkalt... Mittlerweile sind wir sdit 30 Tagen unterwegs und so lamgsam gehen uns die Buecher zum lesen aus, es wird also Zeit zum ankommen. Und hoffentlich gibt's auf Rodriguez einen Buechertausch, wir haben naemlich vor von dort aus direkt nach Sued-Afrika zu segeln, entweder nach Durban oder direkt bis nach Kapstadt. Das entscheiden wir dann spontan. Von Rodriguez nach Durban sind es nochmal ca. 2200 Seemeilen, bis nach Kapstadt ca. 2900 Meilen, der ist gar nicht so klein wie er aussieht, dieser indische Ozean... Auf jeden fall werden wir nicht viel Zeit auf Rodriguez verbringen, drei bis vier Tage planen wir zum Insel anschauen, Frischzeug aufstocken, Beine vertreten und noch ein paar Kleinigkeiten am Boot erledigen. Unsere aktuelle Position ist 19 Grad 49,2 Minuten Sued und 070 Grad 32,1 Minuten Ost, Rodriguez liegt genau im Westen von uns. Im Moment machen wir 6,2 Knoten Speed.
19.11.12
Land in Sicht! Heute morgen zum Sonnenaufgang haben wir zum ersten Mal die Insel Rodriguez am Horizont erblickt, zuerst nur als zarten Schatten, dann aber immer groesser und deutlicher. Leider hat der Wind dann stetig abgenommen, so dass wir nicht wie geplant schon am Vormittag durch die Riffpassage segeln konnten, sondern uns bis zum spaeten Nachmittag gedulden mussten. gegen 17.00 Uhr ist dann endlich der Anker in der kleinen geschuetyten Lagune von Port Mathurin gefallen, nach 33 Tagen und knapp 3300 Seemeilen - unserer laengsten Ueberquerung. Das Einklarieren ging schnell ueber die Buehne, dann hatten wir endlich wieder fesen Boden unter den Fuessen! Drei bis vier Tage werden wir hier bleiben bevor wir uns auf die naechste grosse Ueberfahrt nach Sued-Afrika aufmachen werden.
Viele liebe Gruesse von der kleinen Insel Rodriguez senden
Martin und Thomas

Kommentare

  1. Hallo!
    Um es mit Daniel Mansholt zu sagen: Jetzt seit Ihr "Aequatorianer". Martin zum 3,und Thomas zum
    1.mal. Eine Frage haben wir mal zum Essenzubereiten. Salzt man eigendlich auf See noch die Speisen,oder ist sowiso alles irgenwie schon salzig? Durch die Luft und die Gischt oder so?
    Viel Spass auf Rodriguez. Freuen uns auf die nächsten Reiseberichte, spätestens vom Tafelberg. Viele Grüsse die Buschis

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  2. Meistens kochen wir sowieso mit Salzwasser, ist ja genug da und es wäre ja auch irgendwie Komisch, das kostbare Süßwasser zu nehmen und dann Salz hinzuzugeben... Nach dieser Überfahrt war auch wirklich alles salzig, an Deck hat sich durch die Gischt überall eine dicke Salzkruste gebildet.
    Auf Rodriguez herrscht Süßwasserknappheit, Deck schrubben ist somit erst wieder in Süd-Afrika angesagt.
    Liebe Grüße!

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