Grüße von der Insel Sal

Wie schon geschrieben liegen wir seit gestern Mittag vor Anker in der Bucht von Palmeira. Nach sieben Tagen und 770 Seemeilen (1430 km) wollten wir zuerst einmal an Land, um uns die Füße ein bisschen zu vertreten. Zuerst mussten wir zum Hafenmeister und zur örtlichen Polizei, um den offiziellen Papierkrieg zu bewältigen. Dieser war aber gar nicht so schlimm, wie so oft gelesen und schon befürchtet. Beim Hafenmeister mussten wir lediglich ein Formblatt ausfüllen und danach bei der lokalen Polizei, deren Büro aus nichts als einem Schreibtisch und einem Fernseher besteht, unsere Einreisestempel abholen. Die Menschen hier sind alle sehr sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, innerhalb der paar Stunden, die wir gestern an Land waren, haben wir schon einige sehr nette Einheimische kennengelernt. Was uns am meisten fasziniert hat ist die Lebensfreude, die man hier überall spürt, trotz dass die Kapverden eines der ärmsten Länder und sehr angewiesen auf internationale Unterstützung sind. Ganz stolz wurde uns erzählt, dass es hier sogar Eiscreme gibt, auf unsere Frage wo wurde abgewunken mit den Worten „nicht hier in Palmeira, in Santa Maria, am anderen Ende der Insel“. Genauso mit dem Internet. Dafür müssen wir nach Espargos fahren, in die nächste Stadt.
Die Überfahrt von La Gomera hierher war sehr ruhig, meistens hatten wir wenig oder gar keinen Wind, einen Tag mussten wir auch die Maschine anschmeißen, da wir bei unter zwei Knoten Wind sonst gar nicht mehr vom Fleck gekommen wären. Diese hat sich dann gleich bei uns bedankt indem sie zuerst gestottert und dann ganz ausgegangen ist. Unsere laienhafte Diagnose: Luft im Diesel. Also, Motor entlüften. Aber wie? Erstmal haben wir das Maschinenbuch gefragt, die Antwort klang ganz einfach: Entlüftungsschraube aufdrehen, Pumpen bis Diesel kommt, wieder zudrehen. Daraufhin haben wir uns auf die Suche nach Entlüftungsschraube und Handpumpe gemacht, nach einer Stunde lief die Maschine dann weder rund. Schon wieder was gelernt. Das nächste mal werden wir für die selbe Aufgabe wahrscheinlich nur noch zwei Minuten brauchen und drüber lachen. Ansonsten gab es keine großen Zwischenfälle. Immer wieder haben uns Delfine über kürzere oder längere Distanzen begleitet, zum ersten mal haben wir fliegende Fische gesehen, zuerst einen Toten an Deck und dann immer mehr überall um uns rum. Wir dachten immer, die fliegen vielleicht fünf Meter weit, falsch gedacht! Wenn sie einmal abgehoben sind fliegen sie über zwei- dreihundert Meter, teilweise allein, teilweise im Schwarm von zwanzig und mehr Fischen. Und sie fliegen nicht einfach geradeaus, sondern können auch Kurven fliegen und die Höhe steuern. Es ist erstaunlich, wie lebendig der Ozean ist, wenn man die Augen offenhält sieht man überall Leben, Fische, Delfine, Vögel, …
Mit unserem Fischereiglück sah es nicht so gut aus… insgesamt hatten wir Sieben mal „Fischkontakt“. Zwei Fische haben wir zwar rausgezogen, beides knapp einen Meter lange Barrakudas, die wir aber beide wieder lebend ins Wasser geworfen haben, da uns ein anderer Segler gesagt hat, dass man sie zwar essen kann, sie aber nicht wirklich gut schmecken sollen. Einen Thunfisch und eine Goldmakrele hatten wir fast an Bord, bevor sie sich selbst vom Haken befreit hatten, sehr ärgerlich! Die anderen Fische haben nur mal kurz an unsrem Köder gelutscht und haben gar nicht richtig gebissen.
Auf dem Weg hierher haben wir uns aus einem fünf Liter Kanister, einem Stückchen Schlauch und einer Gardena Gartenbrause eine Dusche gebaut. Fünf Liter Süßwasser müssen reichen für Drei mal Duschen. Insgesamt lag unser Wasserverbrauch bei ca. vier Liter pro Person und Tag, zum Waschen, spülen, trinken, kochen, Zähne putzen … insgesamt muss unser Wasservorrat noch ca. einen Monat halten, bevor wir wieder auffüllen können. Auf den Kapverden wir empfohlen, den Tank nicht aufzufüllen, da das Wasser hier nicht zum Trinken geeignet ist.
Jetzt werden wir uns mit unserem Dinghi auf den Weg an Land machen, um diesen Blog abzuschicken und die Insel zu erkunden. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nicht, das gängige Fortbewegungsmittel sind umgebaute Kleinbusse und Pick Ups. Der erste, der einsteigt, bestimmt wo es hingeht, danach wird gewartet, bis genügend Leute zusammen sind, die in die selbe Richtung wollen. Dieses System funktioniert erstaunlich gut. Auf diese Weise wollen wir versuchen, heute nach Santa Maria zu kommen (und hoffentlich auch wieder zurück).

Liebe Grüße von Johannes, Martin, Alexa

Kommentare

  1. Danke, danke!! Eure Erzählungen werden ja immer spannender. Tote fliegende Fische, die dann auch noch gleich 200 Meter weit um die Kurve fliegen...
    Wahnsinn. Auf der Karte sieht man schön, dass ihr jetzt auf der Höhe von Senegal seid. Da habt ihr wirklich eine enorme Strecke hinter euch gebracht. Ich kann mich fast nicht mehr am Schreibtisch festhalten. Schaue schon immer nach Flügen auf irgendwelche abgefahrene Inseln. Die liebsten Grüsse nach Afrika!!!!!

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  2. Ich bin ebenfalls total begeistert und war eh schon lange super gespannt auf diesen Blog-Eintrag.
    Wie macht ihr das eigentlich mit dem Wasser? ält das Wasser so lange von alleine oder muss da ab und an irgend eine Tablette oder sowas in den Tank geworfen werden?
    Dann noch eine Frage, wie macht ihr das denn eigentlich mit den Wettervorhersagen unterwegs?

    Liebe Grüße und ganz viel Spaß auf dem Festland
    Tobi

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