Oh, wie schön ist Panama!

Wir haben zwar bisher noch nicht viel von Panama gesehen, aber für das bisschen was wir gesehen haben trifft es zu! Am Mittwoch in der Früh sind wir nach einer relativ anstrengenden Überfahrt mit viel Wind und Welle hier angekommen. Für die 733 Seemeilen haben wir fünfeinhalb Tage gebraucht. Abgelegt von Curacao hat uns erstmal das schlechte Wetter eingeholt und wir haben nach einer kurzen Flaute zuerst Regen und dann vier Tage lang Starkwind mit immer über 30 Knoten und in Spitzen 45 Knoten und sechs Meter Welle gehabt. Eine große Welle hat unser komplettes Cockpit unter Wasser gesetzt und auch teilweise den Weg unter Deck gefunden. Johannes Kabine, deren Luken ins Cockpit gehen und unglücklicherweise offen waren, und große Teile des Bootes waren komplett durchnässt. Am zweiten Tag ist uns unser Großsegel auf ca. 4 - 5 Meter von Vor- bis Achterliek komplett durchgerissen. Somit waren wir für den rest der Überfahrt auf unsere Vorsegel angewiesen und immer mit der Frage nach der optimalen Segelkonfiguration beschäftigt. Die meiste Zeit waren wir dann nur unter kleiner Fock unterwegs, was für den starken Wind auch meistens ausreichend war. Erst am letzten Tag hat der Wind auf 20 - 30 Knoten und dann auf 15 - 25 Knoten nachgelassen und wir konnten unser großes Vorsegel setzen. Leider ist unser Plan, am Dienstag Abend noch in der Helligkeit anzukommen, mangels Großsegel nicht ganz aufgegangen und wir sind erst gegen Mitternacht vor Colon gewesen. Fast alles was schwimmt und vom Atlantik in den Pazifik oder andersrum möchte zwängt sich hier durch den Panmakanal, somit ist wirklich die Hölle los. Die hellen Lichter am Horizont, die wir eigentlich für die Stadt gehalten haben, haben sich als hunderte von Frachtern und Tankern herausgestellt, die vor Anker liegen oder in den Hafen rein- und rausfahren und auf ihre Kanalpassage warten. Hier bei Nacht hereinzufahren war mehr als nur ein Adrenalinkick. Unser AIS (Automatic Identification Systen), über das wir Schiffe auf der digitalen Seekarte am Computer erkennen können, hat unzählige von Schiffen in Form von kleinen grünen Dreiecken angezeigt und uns mittendrin. Der Funkspruch des 300 Meter langen Frachters neben uns "Hey little sailboat, I am gonna swing to your side, please keep clear" hat uns zwar informiert aber nicht wirklich beruhigen können. Die Einfahrt in den Hafen war wirklich spannend und wir waren echt froh, als wir gegen 4 Uhr in der Früh drinnen und somit ausserhalb der Schusslinie anderer Schiffe waren. Leider war die Einfahrt zum Yachthafen, der Innerhalb des großen Hafenbeckens liegt, nicht beleuchtet und es somit zu riskannt, bei Dunkelheit durch die verriffte Einfahrt zu fahren. Eigentlich hatten wir uns schon darauf gefreut, nach der anstrengenden Überfahrt endlich zu schlafen, aber diese Nacht mussten wir noch vor dem Hafen unsere Kreise drehen und warten, bis die Sonne aufgeht um in den Hafen zu fahren. Dort angekommen war erstmal einklarieren und dann Segelmacher suchen angesagt. Relativ schnell haben wir rausgefunden, dass es in ganz Colon keinen Segelmacher gibt, aber über zehn Ecken sind wir an David geraten, der eine große Nähmaschine hat und gemeint hat, dass er den Riss nähen und manche maroden Teile des Segels nachbessern kann. Nach kurzer Preisverhandlung waren wir uns handelseinig, mal schauen ob das was wird.
Heute waren wir noch in Colon, um erste Informationen für unsere Kanalpassage und eventuell gleich einen Termin für die Vermessung des Schiffes zu bekommen. Also Beamtenmarathon. Zuerst zur Kanalbehörde, uns auf die Warteliste für die Vermessung setzen lassen. "Normally you wait about two days for the measurement, but at the moment is carnival..." Also mal schauen wann wir vermessen werden. Da wir morgen oder spätestens übermorgen noch für ein paar Tage nach San Blas segeln wollen werden wir wahrscheinlich erst vermessen, wenn wir wieder zurück sind. Dann ging es zur Maritime Authority, unser Cruising Permit für Panama beantragen. So richtig verantwortlich fühlt sich hier keiner, somit sind alle offiziellen Besuche sehr spannend. Die Laune der Offiziellen geht von "absolut kein Bock" über "hey man, it´s carnival" bis hin zu "I have no idea". Naja, auf jeden Fall haben wir unser Cruising Permit und danach auch noch bei der Immigartion unsere Visa bekommen.
Am Nachmittag war dann die Freude groß als Johannes Familie angekommen ist. Die nächsten zehn Tage werden wir zu fünft an Bord unserer Ivalu segeln.
Morgen gehts, vorausgesetzt wir bekommen unser Großsegel rechtzeigig, auf die San Bals Inseln, ein Archipel von 365 Inseln, der komplett von den Kuna-Indiandern verwaltet und wird. Internet und Handynetz gibt es hier kaum, die Kunas leben hier traditionell wie vor hundert Jahren. Wir freuen uns schon drauf!
Liebe Grüße!
Martin, Johannes, Heinz, Jeanette und Lea

Kommentare

  1. "Hey little sailboat"... das hört sich ganz nett an aber für Euch war es sicher nicht so lustig. Müsst Ihr jetzt etwa alles nochmal rückwärts machen, um auf die San Blas Inseln zu kommen, oder gibts da eine andere Hafenausfahrt?
    Wünsch Euch alles Liebe und gute Erholung von den Strapazen.
    Das mit dem Segelnähen hört sich aber nicht so professionell an. Aber wenn alle Stricke reißen hat Heinz ja auch Nadel und Faden dabei.
    Machts gut Ihr Fünf, viel Spaß zusammen!!!

    Grüße vom Rest der Familie

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