Flaute und Sturm in der Malakkastraße

Endlich! Wir sind in Langkawi angekommen, wir haben ja nicht mehr wirklich damit gerechnet... Das war die wohl langsamste Überfahrt überhaupt. Zwei Wochen durch die Malakkastraße von Singapur nach Langkawi, Malaysia. Morgens sind wir von unserer Boje im Changi Yacht Club in Singapur los, um die paar Meilen zur Changi Multi Purpose Anchorage zu segeln, wo wir offiziell aus Singapur ausklariert wurden. Diesmal kannten wir die Prozedur schon, wieder kam das Boot der Immigration, hat mit seinem Käscher die Papiere und Pässe entgegengenommen, gestempelt und uns wieder zurückgereicht. Bis dann der Anker wieder oben war und wir wirklich in Richtung Malaysia loslegen konnten war es allerdings schon ca. 16.00 Uhr, so dass wir die ungefähr 40 Seemeilen um die Insel Singapur zum großen Teil bei Nacht zurücklegen mussten. Unzählige riesige Containerschiffe, die mit 15 Knoten und mehr unterwegs sind, tausende von Ankerliegern, Verkehrstrennungsgebiete und Schnellfähren haben die Nachtfahrt zu einem richtigen Abenteuer gemacht und wir waren wirklich froh, als die Sonne aufgegangen ist und wir tags drauf aus der Singaporestrait in die Strait of Malakka gesegelt sind. Gesegelt... wohl eher gedümpelt. Süd-Ost-Asien ist nicht gerade bekannt für konstante Winde, eher schon für Flauten, leichte, drehende Winde und seine starken Strömungen. Genau diese Dinge haben uns auch das Leben relativ schwer gemacht die letzten zwei Wochen, es war das erste Mal, dass wir zwitweise die Schnauze so richtig voll hatten vom Segeln. Aber die Überfahrt hatte auch seine schönen Seiten und Michaela konnte ihren ersten Segeltrip trotzdem genießen. Wir haben immer wieder Delfine gesehen, haben einmal sogar einen mittelgroßen Marlin ganz in der Nähe springen gesehen und hatten wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge.
Die übleren Seiten der Überfahrt waren allerdings die regelmäßigen nächtlichen Gewitter und Stürme. Den stärksten Sturm hatten wir um drei Uhr morgens auf Höhe der Stadt Klang, der mehrere Stunden lang mit bis über 50 Knoten Windgeschwindigkeit gewütet hat. Leider sind wir dem Unwetter nicht ganz unbeschadet entronnen, unser Sonnensegel hat dran glauben müssen, es wurde regelrecht in Fetzen gerissen und die Überreste mussten wir mit dem Messer entfernen. Wenigstens ist unser Notfallmesser, das an der Steuersäule hängt, somit auch mal zum Einsatz gekommen. Die Schubstange der Selbststeueranlage hat es auch verbogen, was wir aber am nächsten Tag relativ einfach wieder reparieren konnten und das Signalhorn im Mast ist abgerissen und krachend an Deck gelandet. Als der Wind dann morgens gegen acht Uhr wieder nachgelassen hat war die Erleichterung an Bord deutlich spürbar. Der Verlust des Sonnensegels war allerdings folgenschwerer als gedacht, da die Sonne hier tagsüber erbarmungslos vom Himmel brennt. Wir haben uns die nächsten Tage ein provisorisches Sonnensegel aus Tüchern gebaut, trotzdem war es unter Deck bei "nur" 34 Grad immer noch am besten auszuhalten.
Nachts haben die vielen malaiischen Fischerboote unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert, manche sind beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum und man sieht sie schon auf mehrere Meilen Entfernung, andere aber verzichten auf jegliche Art der Beleuchtung und man hört sie nur irgendwo ganz in der Nähe vorbeituckern... Wir haben immer die große Taschenlampe im Cockpit bereitliegen gehabt, um damit auf uns aufmerksam zu machen. Wenn die Fischerboote aber tagsüber an uns vorbeigefahren sind, der Neugierde halber immer sehr nahe, dann hat aus jedem Fenster der farbenfrohen Holzboote ein lachender Kopf und ein Winkender Arm rausgeschaut. Eines dieser Fischerboote hat nur ca. 100 Meter neben der Ivalu sein Netz aufgeholt und wir wollten schon fluchen, ob das Meer nicht groß genug sei, als sie uns freundlich zugewunken und eine große Tüte voller Fisch hochgehalten haben. Kurz darauf kamen sie auch schon rübergetuckert und haben uns an einer langen Leine eine Plastiktüte voller frischer Fische übergeben. Das war ein Festmahl, leider viel zu viel für uns Drei, so dass ein paar Kalamaries dem Meer als Fischfutter wieder zurückgegeben wurden, was wirklich schade war.
Gestern Nachmittag sind wir dann endlich in Langkawi angekommen und liegen jetzt am Steg vom Langkawi Yacht Club. Das Einklarieren ging schnell und problemlos, danach wurde die Ankunft ausgiebig mit einem üppigen Festmahl und kaltem Bier gefeiert. Die nächsten Tage werden in erster Linie der Ivalu gewidmet sein. Segel flicken, Backstagen und Reffleinen auswechseln, Unterwasserschiff putzen, diverse Schleif- und Lakierarbeiten, Signalhorn wieder anmontieren und und und...
Es grüßt ganz herzlich die Sonnen- und Flautengeplagte Crew der Ivalu aus Langkawi
Cori, Martin und Michaela

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