Palmerston, Cook Islands
Seit vorgestern liegen wir vor der kleinen Insel Palmerston im gleichnamigen Inselatoll an einer Boje. Glücklicherweise ist die Windrichtung relativ stabil aus östlichen Richtungen, so dass wir sehr sicher liegen. Eigentlich hatten wir gehofft, schon am Abend zuvor anzukommen, leider ist die Sonne aber eine halbe Stunde zu früh untergegangen, so dass wir es nicht mehr in der Helligkeit bis an die Boje geschafft hätten. Im Dunkeln hier anzulegen ist aufgrund des Riffs zu gefährlich, Leuchtfeuer gibt es hier nicht. Also sind wir über Nacht vor der Lagune gedriftet und haben am nächsten Morgen an einer Boje festgemacht. Simon, unser "Gastvater" auf der Insel, hat schon in einem kleinen Motorboot auf uns gewartet und uns beim Anlegen geholfen. Da hier, ähnlich wie Pitcairn, nicht sehr viele Yachten ankommen und es ebenfalls weder Flug- noch Fährverbindung hierher gibt, ist es immer ein kleines Ereignis, wenn ein fremdes Segelboot ankommt. Die Crews werden für ihre Zeit auf der Insel von einer Familie "adoptiert", wer zuerst an der Boje ist und der ankommenden Yacht beim Anlegen hilft, darf die Crew für die Dauer ihres Aufenthaltes bei sich Zuhause aufnehmen. Manchmal artet das laut den Einwohnern in einen regelrechtes Wettrennen aus, wer die Boje zuerst erreicht und Gastfamilie sein darf. Bei uns hat Simon gewonnen, und er kümmert sicht wahnsinnig herzlich und gut um uns. Überhaupt sind sämtliche Einwohner, ca. 50 an der Zahl, überaus gastfreundlich. Simon meinte gleich, dass sein Haus auch unser Haus ist und wir uns wie Zuhause fühlen sollen.
Kurz nachdem wir angelegt haben, kamen Zoll-, Imigration- und Healthofficer an Bord. Die Uniformen sind bunte Hawaiihemden mit "Palmerston"-Aufschrift. Während die Gesundheitsbeauftragte unter Deck sämtliche Schränke und Schapps gegen Ungeziefer desinfiziert hat, krabbelte auf Deck John, dem Imigrationsofficer, eine fette Kakerlake aus dem Rucksack... glücklicherweise haben wir diese gleich gesehen und über Bord befördert. Bezahlt haben wir die Einreisegebühren übrigens mit Angelhaken, Ködern, Schrauben, Sekundenkleber und sonstigen Dingen, die auf einer von der Außenwelt relativ abgeschiedenen Insel benötigt werden.
Nachdem wir offiziell einklariert waren, wurden wir von Simon mit seinem Boot mit auf die kleine Insel genommen. Mit dem eigenen Dinghi darf man hier nicht anlanden, da der Pass durch das Riff zu gefährlich und die Strömung dort zu stark ist. Bei der Durchfahrt durch die nur ungefähr fünf Meter breite Riffpassage in Simons Boot konnte man einen richtigen Höhenunterschied durch die Strömung zwischen innerhalb und außerhalb des Riffs erkennen. Sie beträgt hier mindestens sechs Knoten, oft aber weitaus mehr. Unsere Ivalu schaukelt außerhalb vom Riff, aber durch dieses vor den vorherrschenden Windrichtungen geschützt, an der Boje.
Auf der Insel und auch schon auf dem Weg durch die Lagune zum Strand konnten wir unseren Augen nicht trauen: Südseetraum pur! Einsame weiße Sandstrände ohne eine Menschenseele, türkieses Wasser, wo man auch bei 20 Metern Tiefe noch jede EInzelheit am Grund erkennen kann, Palmenjungel, ... hier wurde mit sämtlichen Südseeklischees sehr verschwenderisch umgegangen! Auf anderen Inseln gab es das zwar auch, aber nicht in dieser Fülle und nicht ohne eine andere Menschenseele. Die Ivalu ist das einzige Boot hier, keine anderen Touristen! Fast alle anderen Boote fahren zu der ca. 240 Seemeilen entfernten Insel Aitutaki, die wir an Steuerbord liegen haben lassen. Aitutaki soll auch sehr schön sein, aber was wir hier auf Palmerston erlebt haben, erlebt man dort höchstwahrscheinlich nicht.
Nicht nur landschaftlich ist Palmerston umwerfend, auch in geschichtlicher Hinsicht ist die Insel sehr speziell: Bis ins Jahr 1862 war das Atoll komplett unbewohnt, die ersten Bewohner waren der englische Missionar William Marsters mit seinen drei polynesischen Frauen. Mit den drei Frauen hat er drei Familien gegründet und insgesamt 26 Kinder in die Welt gesetzt. Noch heute besteht die Trennung in diese drei Familien. Sämtliche Inselbewohner sind direkte Nachfahren von William Marsters, er wird heute noch als "Father William" bezeichnet.
Das sechs mal vier Seemeilen große Inselatoll besteht aus insgesamt sechs Inseln, wovon aber nur Palmerston Island bewohnt ist. Die Inseln sind alle sogenannte Motus, kleine palmenbewachsene Sandinseln, die auf dem Riff sitzen. Eine Hauptinsel innerhalb des Riffs gibt es hier nicht, wo in anderen Atollen eine Insel ist, ist hier nur Wasser.
Angekommen auf Palmerston wurden wir erstmal bekocht, weitaus mehr als wir essen konnten. Die Spezialität hier ist Papagaifisch, ein ca. 40 cm langer und sehr leckerer Rifffisch. Er ist auch das einzige Exportgut der Insel. Dreimal im Jahr kommt das Versorgungsschiff von Rarotonga, der Hauptinsel der Cook Islands, mit Lebensmitteln und allem, was sonst so benötigt wird. Sie nehmen das Papagaifischfilet mit zurück nach Rarotonga, wo es in den Hotel als Spezialität angeboten wird. Drei Wochen bevor das Schiff kommt fangen die Inselbewohner auf Palmerston an, die Fische zu fangen, in diesen drei Wochen kommen ca. drei Tonnen Fischfilets zusammen. Hier helfen alle Bewohner mit, an einem langen Tisch im Schatten der Palmen werden die Fische verarbeitet. Am Montag in einer Woche kommt das Versorgungsschiff, daher konnten wir alles live beobachten.
Zusammen mit Simon haben wir einen Spaziergang über und um die Insel gemacht und dabei einen Großteil der Einwohner kennengelernt. Man braucht ca. 20 Minuten, um am Sandstrand entlang um die Insel zu spazieren. Die restlichen Einwohner haben wir am zweiten Tag bei der Beerdigung von Commander Victor Clark kennengelernt. Der Engländer Victor Clark war in den 1950er Jahren auf Palmerston und nachdem sein Anker nicht gehalten hat und sein Boot auf das Riff getrieben wurde für zehn Monate dort. In diesen zehn Monaten haben sämtliche Inselbewohner zusammengeholfen, sein Boot zu reparieren und wieder seegängig zu machen. Er ist noch zwei Mal nach Palmerston zurückgekehrt, ihn hat eine tiefe Liebe mit der Insel und seinen Bewohnern verbunden. Sein letzter Wille war, dass seine Asche hier begraben wird. Zwei Jahre nach seinem Tod hat seine Tochter Rose es geschafft, die Asche nach Palmerston zu bringen. Gestern war die Beerdigung, zu der wir auch eingeladen waren. Die Frauen der Insel waren in aufwändige Kleider mit großen Hüten gekleidet, bei den Männern war vom schwarzen Anzug mit Krawatte bis Shorts mit Hemd jeder Kleidunsstiel vertreten. Als wir am Vortag gefragt wurden, ob wir auch kommen, wussten wir nicht, was uns erwartet. Die Beerdigung war aber eine große, sehr schöne und ergreifende Feier mit traditionellem Gesang und einem großem Festmahl mit sämtlichen EInwohnern im Anschluss, ein unvergeßliches Erlebnis! Nach dem Fest wurden wir von den Kindern der Insel in Beschlag genommen, um mit ihnen zu spielen. Auf der Insel gibt es insgesamt 23 Kinder, ungefähr die Hälfte der Einwohner. Später haben wir Simon noch geholfen, eine neue Pumpe zwischen Wassertank und seiner Dusche zu installieren. Es gibt zwar Grundwasser auf der Insel, jedoch hat jeder Haushalt einen großen Wassertank neben dem Haus, in dem Regenwasser gesammelt wird. Eigentlich wäre gestern Abend Verabschieden und Ablegen angesagt gewesen. Da wir aber mittlerweile wieder relativ gut im Zeitplan liegen haben wir uns spontan dazu entschlossen, noch einen weiteren Tag auf Palmerston zu verbringen. Heute werden wir aber definitiv ablegen müssen, so schwer es ist, sich von einem Platz und Menschen wie diesen zu verabschieden. Unser nächstes Ziel die Insel Niue, ein kleiner eigenständiger Staat ca. 400 Seemeilen von hier.
Viele liebe Grüße aus Palmerston!
Martin und Babsi
P.S.: Bilder stellen wir in Niue online, da das Internet dafür hier zu langsam ist.
Kurz nachdem wir angelegt haben, kamen Zoll-, Imigration- und Healthofficer an Bord. Die Uniformen sind bunte Hawaiihemden mit "Palmerston"-Aufschrift. Während die Gesundheitsbeauftragte unter Deck sämtliche Schränke und Schapps gegen Ungeziefer desinfiziert hat, krabbelte auf Deck John, dem Imigrationsofficer, eine fette Kakerlake aus dem Rucksack... glücklicherweise haben wir diese gleich gesehen und über Bord befördert. Bezahlt haben wir die Einreisegebühren übrigens mit Angelhaken, Ködern, Schrauben, Sekundenkleber und sonstigen Dingen, die auf einer von der Außenwelt relativ abgeschiedenen Insel benötigt werden.
Nachdem wir offiziell einklariert waren, wurden wir von Simon mit seinem Boot mit auf die kleine Insel genommen. Mit dem eigenen Dinghi darf man hier nicht anlanden, da der Pass durch das Riff zu gefährlich und die Strömung dort zu stark ist. Bei der Durchfahrt durch die nur ungefähr fünf Meter breite Riffpassage in Simons Boot konnte man einen richtigen Höhenunterschied durch die Strömung zwischen innerhalb und außerhalb des Riffs erkennen. Sie beträgt hier mindestens sechs Knoten, oft aber weitaus mehr. Unsere Ivalu schaukelt außerhalb vom Riff, aber durch dieses vor den vorherrschenden Windrichtungen geschützt, an der Boje.
Auf der Insel und auch schon auf dem Weg durch die Lagune zum Strand konnten wir unseren Augen nicht trauen: Südseetraum pur! Einsame weiße Sandstrände ohne eine Menschenseele, türkieses Wasser, wo man auch bei 20 Metern Tiefe noch jede EInzelheit am Grund erkennen kann, Palmenjungel, ... hier wurde mit sämtlichen Südseeklischees sehr verschwenderisch umgegangen! Auf anderen Inseln gab es das zwar auch, aber nicht in dieser Fülle und nicht ohne eine andere Menschenseele. Die Ivalu ist das einzige Boot hier, keine anderen Touristen! Fast alle anderen Boote fahren zu der ca. 240 Seemeilen entfernten Insel Aitutaki, die wir an Steuerbord liegen haben lassen. Aitutaki soll auch sehr schön sein, aber was wir hier auf Palmerston erlebt haben, erlebt man dort höchstwahrscheinlich nicht.
Nicht nur landschaftlich ist Palmerston umwerfend, auch in geschichtlicher Hinsicht ist die Insel sehr speziell: Bis ins Jahr 1862 war das Atoll komplett unbewohnt, die ersten Bewohner waren der englische Missionar William Marsters mit seinen drei polynesischen Frauen. Mit den drei Frauen hat er drei Familien gegründet und insgesamt 26 Kinder in die Welt gesetzt. Noch heute besteht die Trennung in diese drei Familien. Sämtliche Inselbewohner sind direkte Nachfahren von William Marsters, er wird heute noch als "Father William" bezeichnet.
Das sechs mal vier Seemeilen große Inselatoll besteht aus insgesamt sechs Inseln, wovon aber nur Palmerston Island bewohnt ist. Die Inseln sind alle sogenannte Motus, kleine palmenbewachsene Sandinseln, die auf dem Riff sitzen. Eine Hauptinsel innerhalb des Riffs gibt es hier nicht, wo in anderen Atollen eine Insel ist, ist hier nur Wasser.
Angekommen auf Palmerston wurden wir erstmal bekocht, weitaus mehr als wir essen konnten. Die Spezialität hier ist Papagaifisch, ein ca. 40 cm langer und sehr leckerer Rifffisch. Er ist auch das einzige Exportgut der Insel. Dreimal im Jahr kommt das Versorgungsschiff von Rarotonga, der Hauptinsel der Cook Islands, mit Lebensmitteln und allem, was sonst so benötigt wird. Sie nehmen das Papagaifischfilet mit zurück nach Rarotonga, wo es in den Hotel als Spezialität angeboten wird. Drei Wochen bevor das Schiff kommt fangen die Inselbewohner auf Palmerston an, die Fische zu fangen, in diesen drei Wochen kommen ca. drei Tonnen Fischfilets zusammen. Hier helfen alle Bewohner mit, an einem langen Tisch im Schatten der Palmen werden die Fische verarbeitet. Am Montag in einer Woche kommt das Versorgungsschiff, daher konnten wir alles live beobachten.
Zusammen mit Simon haben wir einen Spaziergang über und um die Insel gemacht und dabei einen Großteil der Einwohner kennengelernt. Man braucht ca. 20 Minuten, um am Sandstrand entlang um die Insel zu spazieren. Die restlichen Einwohner haben wir am zweiten Tag bei der Beerdigung von Commander Victor Clark kennengelernt. Der Engländer Victor Clark war in den 1950er Jahren auf Palmerston und nachdem sein Anker nicht gehalten hat und sein Boot auf das Riff getrieben wurde für zehn Monate dort. In diesen zehn Monaten haben sämtliche Inselbewohner zusammengeholfen, sein Boot zu reparieren und wieder seegängig zu machen. Er ist noch zwei Mal nach Palmerston zurückgekehrt, ihn hat eine tiefe Liebe mit der Insel und seinen Bewohnern verbunden. Sein letzter Wille war, dass seine Asche hier begraben wird. Zwei Jahre nach seinem Tod hat seine Tochter Rose es geschafft, die Asche nach Palmerston zu bringen. Gestern war die Beerdigung, zu der wir auch eingeladen waren. Die Frauen der Insel waren in aufwändige Kleider mit großen Hüten gekleidet, bei den Männern war vom schwarzen Anzug mit Krawatte bis Shorts mit Hemd jeder Kleidunsstiel vertreten. Als wir am Vortag gefragt wurden, ob wir auch kommen, wussten wir nicht, was uns erwartet. Die Beerdigung war aber eine große, sehr schöne und ergreifende Feier mit traditionellem Gesang und einem großem Festmahl mit sämtlichen EInwohnern im Anschluss, ein unvergeßliches Erlebnis! Nach dem Fest wurden wir von den Kindern der Insel in Beschlag genommen, um mit ihnen zu spielen. Auf der Insel gibt es insgesamt 23 Kinder, ungefähr die Hälfte der Einwohner. Später haben wir Simon noch geholfen, eine neue Pumpe zwischen Wassertank und seiner Dusche zu installieren. Es gibt zwar Grundwasser auf der Insel, jedoch hat jeder Haushalt einen großen Wassertank neben dem Haus, in dem Regenwasser gesammelt wird. Eigentlich wäre gestern Abend Verabschieden und Ablegen angesagt gewesen. Da wir aber mittlerweile wieder relativ gut im Zeitplan liegen haben wir uns spontan dazu entschlossen, noch einen weiteren Tag auf Palmerston zu verbringen. Heute werden wir aber definitiv ablegen müssen, so schwer es ist, sich von einem Platz und Menschen wie diesen zu verabschieden. Unser nächstes Ziel die Insel Niue, ein kleiner eigenständiger Staat ca. 400 Seemeilen von hier.
Viele liebe Grüße aus Palmerston!
Martin und Babsi
P.S.: Bilder stellen wir in Niue online, da das Internet dafür hier zu langsam ist.
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhh!
AntwortenLöschenschließe mich Cori an...
AntwortenLöschen... mann bin ich gespannt auf die fotos!
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