Reif für die (Oster)insel


Nach 17,5 Tagen und ca. 2000 Seemeilen sind wir endlich angekommen! Puh, das war eine lange Überfahrt. Eigentlich waren wir richtig schnell unterwegs, aber ca 600 Seemeilen vor unserem Ziel hat der Wind uns zuerst verlassen und danach aus allen möglichen Richtungen geweht, aber nie stetig und selten stark genug. Somit wurde es kein Endspurt sondern ein Gedultsspiel am Ende. Wie bei jeder längeren Überfahrt sind wir auch diesesmal nach ein paar Tagen in eine Bordroutine verfallen, die Tage kommen und gehen und man verliert jegliches Zeitgefühl. Hätten wir unser Logbuch nicht, wir könnten nicht sagen ob wir 10, 20 oder 30 Tage unterwegs waren. Unsere Bordroutine sah folgendermasen aus: So gegen neun Uhr haben wir gefrühstückt, normalerweise Müsli mit Obst. In den ersten Tagen noch frisches Obst, aber nach ca. 10 Tagen gab es nur noch Obst aus der Dose zu den Haferflocken. Nach dem Frühstück haben wir immer (naja, meistens...) unser kleines Sportprogtramm abgespult, um nicht völlig aus der Form zu kommen: Liegestützen, Sit Ups, Kniebeugen und noch zwei drei andere Übungen. Danach dann ein bisschen Spanisch (Babs und Johannes) bzw. Französisch (Martin) lernen, der Rest des Tages zur freien Verfügung. Naja, allzuviel gibts nicht zu tun auf so einer Überfahrt, wenn der Wind konstant ist sogar fast gar nichts. Wir haben wie immer auf See viel gelesen, die weitere Route geplant, geschrieben und gegessen. Jeden Tag wieder die selbe Frage: Was kochen wir heute? Da mangels Kühlschrank die Auswahl nicht riesig ist gibts doch oft das Gleiche: Nudeln mit den verschiedensten Saucen, Reis, Couscous, Kartoffeln in jeglicher Variation, Linsen, ... alles was sich eben lange lagern lässt. Oder natürlich frischen Fisch! Vor der Abreise haben wir noch ein paar Marmorkuchen gekauft, daher gab es jeden Donnerstag und Sonntag Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Die Tage vergehen, trotz dass es nicht so viel zu tun gibt, relativ schnell, da es schon um 8 für zwei von dreien ab in die Koje geht, um genug Schlaf zu bekommen. Die Nachtwachen gehen dann von 8 bis 12, auf diesem Trip war das Johannes Wache, die nächste Wache geht von 12 bis 4, das war Babsis Wache und dann von 4 bis um 8 die letzte Wache, Martins Wache. An guten Nächten kann man seine 8 Stunden ohne Unterbrechung schlafen, oft muss aber nacht z.B. das Segel gerefft werden, dann muss einer mit aufstehen. Gerade in den letzten Nächten war das sehr oft der Fall, da der Wind ständig gedreht hat und somit des öfteren Manöver an der Tages- bzw. Nachtordnung waren. Alles in allem sind wir sehr gut durchgekommen, aber wie immer ist auch das ein oder andere zu Bruch gegangen: Relativ am Anfang ist das Fall (die Leine, mit der man das Segel setzt) der Genua gerissen und das komplette Segel ist im Teich getrieben. Es erfordert doch einiges an Kraft, so ein 60 Quadratmeter großes Segel, das sich wie ein Bremsfallschirm aufbläht, wieder aus dem Wasser zu fischen. In der selben Nacht hat aber auch der Wind zugenommen und wir konnten ohne Geschwindigkeit zu verlieren unsere Fock, das kleinere Vorsegel, setzen. Als der Wind einige Tage später wieder nachgelassen hat haben wir die Genua provisorisch am Spifall gesetzt, so dass sie wieder einsatzfähig war. Noch hängt die Genua am Spifall, da es hier auf der Osterinsel mangels Kundschaft keine Möglichkeit gibt, ein neues Fall zu kaufen. Es verirren sich nur sehr wenige Segler hierher, die meisten nehmen den einfacheren Weg direkt zu den Marquesas Inseln. Unsere Backstagen haben auch noch einen kleinen Schaden angerichtet, einen Moment waren wir in der Halse nicht aufmerksam, da hat das Backstag einen Flügel unseres Windgenerators erwischt und abgebrochen. Glücklicherweise haben wir Ersatzblätter an Bord, so dass wir dieses Problem heute behoben haben. Das Backstag hat auch gleich noch unseren Verklicker im Masttopp erwischt und abgebrochen, das ist aber kein großer Schaden und, sobald wir irgendwo einen Bootsausstatter gefunden haben, schnell repariert. Zweimal waren wir auch baden, einmal gezwungenermaßen an einer Leine gesichert, um ein verstopftes Ventil von aussen zu reinigen, das andere Mal war absolute Flaute, schönstes Pazifikbadewetter im 5000 Meter tiefen Schwimmerbecken.
Ja, und jetzt sind wir da. Wir sind total überwältigt von der Insel. Die Osterinsel war eines unserer persönlichen Traumziele. Es ist wunderschön hier, auch wenn wir noch nicht allzu viel von der Insel gesehen haben. Wir werden ca. eine Woche hierbleiben, heute war Internet-, Email- und Blogtag und einfach mal ankommen. Morgen wollen wir uns Mountainbikes mieten und die Insel via Fahrrad anschauen. Ab Donnerstag werden wir relativ viel Wind bekommen, so dass immer jemand an Bord bleiben muss. Hier auf der Osterinsel gibt es keine sicheren Ankerplätze, so dass man das Boot nur bei absolut sicheren Wetterverhältnissen alleine lassen kann. Es gibt einige Ankerplätze, die aber immer nur gegen eine Windrichtung sicher sind und oft schlechten Ankergrund haben. Gestern haben wir ca. zehn Anläufe gebraucht, bis der Anker wirklich gehalten hat. Zum Glück ist uns das Wetter jetzt aber gerade wohlgesonnen. Wenn der Wind dann zunimmt und wir an Bord bleiben müssen, werden wir uns an unsere doch schon wieder recht lange To-Do Liste machen.
Unsere Schwedischen und Norwegischen Freunde, die wir aus Panama und Galapagos kennen, sind auch gerade hier, von dem her verspricht es eine lustige und gute Zeit zu werden! Wir freuen uns drauf und werden Bericht erstatten!
Viele liebe Grüße von der Osterinsel senden Euch
Martin, Johannes und Babsi!

Kommentare

  1. ...wünsch Euch eine gute Zeit auf der Insel, (dass ihr für Eure "anstrengende" Fahrt auch belohnt werdet!)Denk viel an Euch,
    alles Liebe
    Karin

    AntwortenLöschen
  2. Ich freue mich echt so für euch!!!
    Viele Grüße an Maggy, Kuheli und Mark&Maria.
    Genießt die Zeit- es war eine ganz schöne Umstellung für mich wieder daheim zu sein...
    Tausend Grüße :))

    AntwortenLöschen
  3. so schön, wieder von Euch zu lesen! Und nun auf zur Entdeckungstour! :-) Jeanette

    AntwortenLöschen
  4. Hallo!Toller Bericht.Ist interesant mal so den Bordalltag kennen zu lernen.Viel Spass auf der Insel und schmeisst keine Moais um. Grüsse die Buschis. Muss noch oben eine Blöde Bemerkung zum Piratenbild machen

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

ahoi.blog. Neue Reise - neuer Blog

Film: Die Reise der Ivalu

Wieder zu Hause