Rodrigues - Kapstadt, Wir sind in Sued-Afrika!

29.11.2012
Wir sind jetzt seit fuenf Tagen unterwegs und es ist sehr ruhig, eigentlich fast etwas zu ruhig. Wir machen nur ca. 70 Meilen am Tag, so ist es noch ein sehr langer Weg bis nach Sued-Afrika. Aber windig und schaukelig wird es noch frueh genug werden, von dem her geniessen wir die ruhigen Tage jetzt in vollen Zuegen. Der Wind hat bestaendige 10 Knoten und wir segeln immer zwischen 3 und 4 Knoten, Welle hat es fast keine, nur eine sehr langgezogene ca. zwei Meter hohe angenehme Duenung. Mahi Mahis begleiten die Ivalu, wir sehen viele Delfine und gestern haben wir mehrere Wale (Grindwale?) ganz in der Naehe des Bootes gehabt. Unsere Position ist im Moment 22 Grad 34 Minuten Sued und 58 Grad 15 Minuten Ost, bis zur SE-Spitze Afrikas sind es noch 1700 Meilen und dann noch weitere 600 bis nach Kapstadt.
02.12.2012
Der Wind hat etwas zugenommen und wir segeln mit ca. sechs Knoten im Schnitt. Im Moment sind wir
ca. auf halbem Weg von suedlich Reunion nach suedlich Madagaskar. Der Wetterbericht schaut gut aus, vorhergesagt sind ca. 20 Knoten aus oestlichen Richtungen - genau das was wir brauchen. Mittlerweile wird es deutlich kuehler, die Salzwasserdusche wird schon fast zur Herausforderung, schuld daran ist aber mehr der kalte Wind als die Wassertemperatur, die immer noch ueber die 20 Grad betraegt. Gestern haben wir die Genua geborgen und stattdessen die kleinere Fock gesetzt. Diese hat nur 23m2, die Genua hat knapp 60m2, trotzdem betraegt der Geschwindigkeitsunterschied gerade mal 0,2 Knoten. Dafuer ist es aber um einiges ruhiger an Bord, die Windfahne tut sich mit dem Steuern erheblich leichter und muss nicht mehr soviel ausgleichen. Unser gestriges Tagesetmal hat 138 Meilen betragen, trotz dass wir die ersten Stunden nur mit ca. drei Knoten dahingeduempelt sind. Erst gegen spaeten Vormittag hat der Wind dann aufgefrischt und auf ca. 20 Knoten zugenommen. Ja, so kann es weitergehen! Unermuedlich segelt die Ivalu nach Sued-West,
begleitet von einer hohen, sehr langezogenen Duenung aus Sued-Ost ist das Segeln wie aus dem Bilderbuch.
Ca. alle drei Tage backen wir frisches Brot, dazu haben wir noch einigen leckeren Kaese aus dem franzoesisch angehauchten Rodriguez. Auch an frischem Obst und Gemuese mangelt es noch nicht, Mann geht's uns gut!
05.12.2012
Wir kommen gut voran, die letzten drei Tage haben wir immer Etmale von 125 Seemeilen zurueckgelegt, das sind 5,2 Knoten Durchschnittsspeed. Der Wind hat von Suedost auf Nordost gedreht, so dass wir im Moment direkt vor dem Wind dahinschaukeln, im wahrsten Sinne des Wortes.Die Duenung betraegt ca. 3 Meter, dazu haben wir noch eine alte Duenung aus Sueden, die allerdings langsam abnimmt. Heute haben wir zum ersten Mal seit den Kanarischen Inseln unser Biminitop (Sonnensegel) abgebaut, da es deutlich kuehler wird und die Sonne nicht mehr so stark wie am Aequator ist. Ausserdem erwarten wir, je weiter wir in Richtung Sued-Afrika kommen den ein oder anderen Sturm, da wollen wir unser schoenes neues Biminitop lieber schonen. Seit gestern sind wir suedlicher als die Osterinsel und somit suedlicher als bisher zuvor auf dieser Reise. Unsere aktuelle Position sind 28 Grad 09 Minuten Sued und 46 Grad 23 Minuten Ost. Viel neues gibt es nicht an Bord, die Ueberfahrt ist superschoen und angenehm und wir haben bisher noch kein einziges Mal das Grosssegel reffen muessen. So kann soll es weitergehen!
10.12.2012
Nach wie vor haben wir ein Wahnsinnswetter, mal abgesehen von einer kleinen Flaute im Moment waren es bisher immer mindestens 10 Knoten, meist 15 - 20 Knoten Wind aus Sued-Ost. In drei bis vier Tagen werden wir voraussichtlich zum ersten Mal das afrikanische Festland sehen koennen und bis kapstadt sind es auch nur noch gute 1000 Meilen. Es ist schon lustig, wie sich die Verhaeltnisse verschieben. Am Anfang der Weltumsegelung waren 100 Seemeilen eine weite Strecke. Dann waren irgendwann 500 Meilen weit und dann 1000. Mittlerweile sind 1000 Seemeilen relativ absehbar und wenn die Entfernung zum Ziel nur noch dreistellig ist, dann faengt man schon an ans Ankommen zu denken. Aber nicht so voreilig, immerhin muessen wir noch um das Kap der Guten Hoffnung, frueher auch Kap der Stuerme genannt. An Bord gibt es nichts Neues, die Bordbibliothek ist so gut wie durchgelesen, sogar schon ein Teil der Buecher, um die man sich seit zwei Jahren erfolgreich gedrueckt hat. In Kapstadt gibt es aber mit Sicherheit einen Buechertausch, so dass fuer die kommenden Atlantiketappen dann neuer Lesestoff an Bord ist.
Es ist mittlerweile richtig kuehl, so dass wir teilweise auch schon tagsueber lange Sachen tragen was sehr ungewohnt ist nach zwei Jahren Shorts und hoechstens mal ein T-Shirt. Bald werden dann wohl auch die Schuhe aus dem Schrank gesucht werden muessen, aber vielleicht koennen wir das ja noch ein wenig rauszoegern... Am kaeltesten aber sind die Salzwasserduschen, die kosten richtig Ueberwindung, vor allem bei dem kalten Wind.So, hier noch unsere aktuelle Position: 31 Grad 02 Minuten Sued und 038 Grad 19 Minuten Ost. Die Flaute hoert auch langsam auf und es setzt ein leichter Wind aus Nord ein, dr aber in den
naechsten Stunden auf einen Sued-Ost drehen wird.
13.12.2012
Noch ca. 100 Meilen bis wir das Afrikanische Festland zum ersten mal sehen werden! Und dann noch
650 Weitere Meilen bis Kapstadt. So weit ist es ja gar nicht mehr... Der Wind hat gestern von Sued-Ost auf Nord-Ost gedreht, die vorherrschende Windrichtung in diesem Gebiet. Vermutlich und hoffentlich werden wir diesen Wind moeglichst bis Kapstadt haben. Aber wir machen uns mal nicht allzu grosse hoffnungen, wahrscheinlich werden auch wir einen "South-Westerly Buster", wie die lokalen Stuerme genannt werden, abbekommen. Alles andere waere zu schoen und zu unwahrscheinlich. Deshalb haben wir heute unser Vorluk vorsichtshalber einmal von aussen mit Tape abgedichtet. Es ist zwar dicht, aber wenn viele Wellen ueber Deck kommen und der Bug bei Am-Wind-Kursen regelmaessig ins Wellental einsticht dann findet doch die ein oder andere ladung Salzwasser seinen Weg duch die Dichtungen und unter Deck. In Rodrigues haben wir die ganze Vorpiek ausgeraeumt und getrocknet, da bei unserem Cyclonausweichmanoever gegen 30 Knoten Wind und Welle darin alles feucht geworden ist. Das soll uns diesmal nicht wieder passieren. Bis Kapstadt werden wir das Luk eh nicht oeffnen, dass wir bis dahin nochmal den Spi setzen werden ist eher unwahrscheinlich. Der Nord-Ost ist uebrigens deutlich angenehmer als der Sued-Ost, da er weitaus waermer ist. Bei dem Suedwind kommt es uns gerade so vor, als ob dieser die ganze Kaelte der Antartis mit hochpustet.
15.12.2012
Land in Sicht!!! Wir sind ca. 30 Seemeilen Sued-Oestlich von Port Alfred und haben gerade zum ersten mal Sued-Afrika gesehen. Zwar nur ganz leicht im Dunst, da es hier im Moment ziemlich diesig ist, aber trotzdem. Seit wir nicht mehr im Passatguertel segeln ist das Wetter ziemlich wechselhaft. So kommen wir den einen Tag mit ueber sechs Knoten im Schnitt voran und stehen den naechsten Tag in der Flaute. Im Moment stehen wir gerade mal wieder in der Flaute nachdem wir heute noch vor dem Fruehstueck 40 Knoten und dazu ordentlich Welle und Platzregen hatten. Aber nach einer halben Stunde war alles vorbei, aber schon richtig vorbei, nix ruehrt sich mehr. Naja, das stimmt nicht, wir schaukeln ganz schoen in der ca. drei bis vier Meter hochen Duenung und die Segel schlagen. Was aber an einer Flaute vor der Suedafrikanischen Kueste gut ist, hier stroemt der Agulhasstrom mit kraeftig und sorgt trotzdem fuer ein paar Meilen. Wir haben ca. 3 Knoten Stroemung, somit kommen wir doch wenigstens ein bisschen voran.
Liebe Gruesse von 34 Grad Sued und 27 Grad 37 Minuten Ost. Voraussichtlich sind es noch vier Tage
bis Kapstadt.
18.12.2012
Kurz vor Kap Agulhas, dem suedlichsten Punkt Afrikas und somit dem suedlichstem Punkt unserer Reise. Wahrscheinlich werden wir kommende Nacht oder morgen Frueh das Kap runden und dann die letzten 100 Meilen in Angriff nehmen. Vom Kap Agulhas nach WNW zum Kap der Guten Hoffnung und dann die letzten Meilen bis Kapstadt. Anlegen wollen wir in der Hout Bay ca. zehn Meilen suedlich von Kapstadt unterhalb vom Tafelberg. Vom Wetter her haben wir alles nur nicht was wir gedacht und befuerchtet hatten. Wir haben
wunderbaren Raumwind, eine schoene, nicht zu hohe Duenung und keinen Sturm. Dafuer hin und wieder
Flaute. Entweder wir sind Glueckspilze oder die Cruising Guides luegen :-) Zweimal hatten wir
etwas mehr Wind, 30 bis 40 Knoten, allerdings beidesmal nur fuer kurze Zeit. Streckenweise hatten
wir Stroemung von drei bis fuenf Knoten und haben dabei auch unseren neuen Geschwindigkeitsrekord
aufgestellt: Bei ca. 25 Knoten Raumwind und 4 Meter Duenung sind wir eine Welle runtergesurft und
laut GPS 17 Knoten Speed gemacht. Nicht schlecht, Ivalu.
Wir segeln an der Kueste entlang mit ca. 30 Meilen Abstand zum Land, das wir manchmal im Dunst
erkennen koennen. Hier in Kuestennaehe sehen wir ziemlich viele Tiere, hauptsaechlich Voegel
(Albatrosse, Toelpel, Kap-Moewen, ...) und springende Tunfische. Gestern haben wir zur
Abwechslung mehrmals hintereinander einen grossen Hai springen sehen, gar nbicht so weit weg von uns. Er ist jedesmal ca. vier Meter hoch in die Luft gewirbelt und dann wieder auf die Wasseroberflaeche geplatscht, ziemlich beeindruckend.So, Endspurt! Uebermorgen wollen wir da sein. Wir freuen uns schon auf unser Empfangskomitee! Babsi, Paul und Lilli werden da sein, das wird ein richtiges Familienfest :-)!
20.12.2012
Puh, wir sind angekommen, liegen in der Hout Bay am Steg. Tja, aber offiziell sind wir noch nicht da, wir muessen noch nach Kapstadt segeln um dort offiziell einzuklarieren. Waehrend wir unterwegs waren hat Suedafrika seine Einreisebestimmungen geaendert und man kann nicht mehr offiziell hier einklarieren. So ein Mist! Aber unseren Immigrationkrimi schreiben wir ausfuehrlich im naechsten Blog. Jetzt erstmal ab nach Kapstadt, sind nur 25 Seemeilen.Die letzten Meilen ums Kap der Guten Hoffnung waren gigantisch, Kap im Sonnenaufgang, Wale und 20 Knoten Wind. Nur auf die letzten Meilen hats nochmal in Boen auf bis zu 40 Knoten zugelegt, da gings dann nochmal ab.
Viele liebe Gruesse aus Sued-Afrika senden
Martin und Thomas
und Babsi, Lilli und Paul, die mittlerweile zu uns gestossen sind.

Kommentare

  1. Wow,ihr seid da, ihr tapferen Seemänner!!Nur noch einen Tag "Arbeit", dann können die Weihnachtsferien ja endlich beginnen, ihr habt es euch verdienst! Liebste Grüße, toitoitoi, bis ganz bald!

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  2. Immer wieder super spannend, Eure Berichte über die Überfahrt. Wäre bei der tollen Dünung gerne dabei gewesen! Wünsche Euch jetzt Erholung pur und frohe Weihnachten

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