Überfahrt Pitcairn - Gambier - Tahiti


Gestern Mittag sind wir in Papeete, der Hauptstadt von Tahiti und Französisch Polynesien, angekommen. Unsere Ivalu liegt seit einiger Zeit zum ersten Mal nicht vor Anker, sondern am Quay, einem Steg direkt im Stadtzentrum Papeetes. Papeete ist eine hektische Großstadt, genau die richtige Abwechslung zu den ruhigen Tagen und Wochen auf See. Seit der Osterinsel waren wir 27 Tage unterwegs mit nur einem Tag Zwischenstopp auf Pitcairn. Gegen Ende haben wir uns so richtig darauf gefreut, endlich wieder Land unter den Füßen zu haben. Aber eigentlich war es ja gar nicht geplant, die ganze Strecke nach Tahiti durchzusegeln, sondern ein paar Tage auf den Gambier-Inseln vor Anker zu gehen. Wir sind gegen Nachmittag an dieser Lagune angekommen, gerade zu spät, um den Ankerplatz bei der Insel Mangareva, der Hauptinsel der Gambiers, noch bei Tageslicht zu erreichen. Also Segel reffen und abwarten. Den Nachmittag und die Nacht sind wir vor der Lagune mit nur sehr wenig Segelfläche auf- und abgesegelt. Die Segel ganz runternehmen und treiben ging nicht, da wir so zu weit von der Lagune abgetrieben wären.
Fast alle Pazifikinseln sind von einem Korallenriff umsäumt, das manchmal keinen, manchmal einen und manchmal mehrere Durchfahrten hat, durch die man in die Lagune kommt. Da die Pässe oft sehr eng sind darin oft starke Strömungen herrschen ist die Einfahrt in eine solche Lagune ein kleiner Nervenkitzel. Die Gambier-Inseln bestehen aus fünf Inseln, die von einem Ringriff mit drei Durchfahrten umgeben sind. Da wir bei Gambier mit 30 bis 35 Knoten relativ starken Wind hatten sind zwei der drei Pässe nicht in Frage gekommen, weil sich die Wellen in den Riffpässen zu sehr gebrochen haben. Der dritte Pass befindet sich im Lee der Lagune und war dadurch relativ ruhig, dafür mit Wind genau auf die Nase.
Kurz vor Sonnenaufgang haben wir dann die Maschine gestartet, um durch die Riffpassage ins Innere der Lagune zu kommen. Nach sieben Stunden unter Maschine gegen Wind und Strömung waren wir mitten in der Lagune und nur noch ca. eine Seemeile vom Ankerplatz bei Mangareva entfernt. Genau hier hat sich der Motor verabschiedet. Wir haben noch ein paarmal versucht, ihn zu starten, dann aber eingesehen, dass wir wohl an den Gambiers nicht an Land gehen werden. Also abdrehen und mit wenig Segelfläche wieder raus aus der Lagune, Kurs Tahiti, weitere 900 Seemeilen. Wir hatten uns nach unserem Pitcairnabenteuer und den letzten Tagen mit viel Wind total auf Land und einen sicheren Ankerplatz gefreut, daher waren wir ziemlich deprimiert, als wir abdrehen mussten. Die schlechte Laune ist aber schnell wieder verflogen, schließlich gibt es schlimmeres als nach Tahiti zu segeln! Was allerdings sehr schade war, dass unsere Freunde von Kuheli, Maggie und Mare Liberum auf Gambier auf uns gewartet haben und wir die wahrscheinlich so schnell nicht mehr sehen werden. Aber, die Welt ist klein, irgendwo läuft oder segelt man sich wieder über den Weg. Von Gambier nach Tahiti war der Wind die meiste Zeit ziemlich gut, nur in den letzten Tagen etwas unbeständig mit Flauten. Am zweiten Tag nach unserem missglückten Anlandeversuch ist in der Nacht wieder ein Segel runtergekommen, diesmal die Fock, unser kleines Vorsegel. Die Kausch am Ende des Falls ist gebrochen. Wir haben das Segel, da es trocken war und nicht ins Wasser gefallen ist, zusammengelegt und unter Deck verstaut. Wieder ein Punkt mehr auf unserer To-Do-Liste für Tahiti. In letzter Zeit ist diese Liste irgendwie ziemlich lang geworden, hier in Papeete sind erst mal ein paar Arbeitstage angesagt: Maschine reparieren lassen, Reffleinen auswechseln , Fock- und Genuafall erneuern, neue Erdung für den SSB-Funk, auf Fehlersuche am Autopilot gehen, Blöcke der Reffs auswechseln, Pendelruder der Windfahnensteuerung abschleifen und lackieren, Anker geradebiegen, ... heute haben wir schon mal angefangen.
Außer der gebrochenen Kausch war die Überfahrt relativ ruhig. Eine Flautennacht hat ein Vogel unseren Windgenerator als Schlafplatz ausgewählt und morgens, als Wind aufkam, ziemlich blöd geschaut als sich das Ding auf einmal zu drehen angefangen hat.
Da die Überfahrt ein ganzes Stück länger als geplant war, sind uns unterwegs verschiedene Lebensmittel ausgegangen. Nichts schlimmes, Milch, Haferflocken, Eier, (für alle, die sich an diese Stelle Sorgen machen: Mit den Lebensmitteln, die wir an Bord haben, könnten wir noch mehrere Monate auskommen) was aber schlimm war, auch die Süßigkeiten sind ausgegangen! Keine Kekse zur Nachtwache, das ist wie Kino ohne Popcorn! Dafür hatten wir Obst ohne Ende an Bord. Wir haben uns an manchen Tagen nur von Obst ernährt, um überhaupt alles zu schaffen bevor es schlecht wird. An dieser Stelle: Kennt jemand die grüne Frucht auf dem Bild? Wir haben sie zu Pommes verarbeitet, war aber nicht so lecker um in unser Bord-Kochbuch aufgenommen zu werden. Was aber dafür umso besser war: Flambierte Bananen! Hier der Ivalu Kochtipp des Monats: Zucker und Öl in eine Pfanne, den Zucker karamelisieren lassen, Bananenscheiben rein, diese auf beiden Seiten anbraten und das ganze mit Rum flambieren. Einen Teil unserer über 150 Bananen haben wir auf diese Weise verarbeitet.
Gestern Vormittag sind wir durch die Riffpassage nach Papeete gekommen. Unser Motor hat uns glücklicherweise diesmal den Dienst nicht verweigert und uns bis zu unserem Anleger gebracht, dabei aber nicht sehr gesund geklungen. Morgen in der Früh kommt jemand und schaut sich die Maschine mal an.
Uns geht´s richtig gut, wir genießen die Stadt und den Kontrast zu den ruhigen Segeltagen und sind schon fleißig am Stoff für den nächsten Blogeintrag sammeln.
Viele liebe Grüße aus Tahiti von
Martin und Babsi

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