Nachtrag: Pitcairn
So, wie versprochen kommt hier (endlich!) nachträglich noch der Eintrag von Pitcairn: Wir hätten ihn gerne noch von der Insel aus hochgestellt und wären auch sehr gerne noch ein paar Tage länger auf dieser in jeder Hinsicht absolut faszinierenden Insel geblieben, mussten aber wegen dem Wetter etwas Hals über Kopf ablegen, da sich die angesagte Schlechtwetterfront um ein paar Stunden verfrüht hatte. Tja, und von Gambier aus konnten wir den Blog wegen des schlechten Wetters auch nicht hochladen, wir konnten ja nicht einmal an Land... aber mehr dazu im nächsten Blogeintrag.
Leider hat Pitcairn keine guten Ankerplätze, das ist auch ein Grund, warum im Jahr nur ca. 20 Boote hierherkommen. Einen Flughafen gibt es nicht, somit beschränkt sich der Tourismus so gut wie ausschließlich auf die vorbeikommenden Segler.
Am 05.06. in der Früh haben wir die Insel zum ersten mal am Horizont gesichtet und uns via UKW-Funk auf Kanal 16 gemeldet. In Pitcairn hat fast jeder Haushalt ein Funkgerät, das ständig auf Kanal 16 stand by ist. Somit hat gleich die ganze Insel mit seinen ca. 50 Einwohnern bescheid gewusst, dass wir kommen. Es gibt noch ein weiteres Mittel der Dorfbewohner, auf ankommende Yachten aufmerksam zu machen: Der Inselbewohner, der das Boot zum ersten mal am Horizont sichtet, läuft auf den Dorfplatz, wo die alte Schiffsglocke der "Bounty" hängt und läutet diese fünf mal. Somit weiß jeder, dass Besuch kommt.
Am Funk wurde uns mitgeteilt, dass wir am besten in "Down Rope" unterhalb der Steilküste ankern, da dies bei der aktuellen Windrichtung die noch sicherste Alternative ist. Gegen Mittag ist der Anker gefallen und wir wurden von Randy und Brenda mit ihrem Tenderboot abgeholt und an Land gebracht. Mit dem eigenen Dinghi zu landen ist wegen der hohen Brandung zu gefährlich. In der berühmten Bounty Bay, wo die Überreste der Bounty auf Grund liegen, sind wir gelandet und wurden gleich von einigen Einheimischen begrüßt, für die es immer ein Ereignis ist, wenn Fremde auf die Insel kommen. Nach einem kurzen und unkomplizierten Einklarieren, das eher der Form halber war, hat Brenda uns auf ihrem Quad mit ins Dorf genommen.Quads sind hier das Hauptfortbewegungsmittel, Autos gibt es keine. Diese wären auf den engen "dirt roads" auch fehl am Platz.
Am Dorfplatz angekommen wurden wir von Diana begrüßt, der "Touristenbeauftragten". Sie hat uns ein bisschen über die Geschichte der Insel erzählt und uns das kleine Inselmuseum gezeigt. Dort fanden wir einige Überreste der Bounty, unter anderem eine Kanone und die Bibel des Captain Bligh, der mit seinen Getreuen im Beiboot ausgesetzt wurde.
Die Bounty war im Jahr 1789 in der Südsee, um Brotfruchtbäume nach England zu bringen. Bis die Setzlinge der Pflanzen aber für den Transport groß genug waren, hat ein Großteil der Besatzung Gefallen an der Südsee und an deren Bewohnerinnen gefunden, so dass die Crew kurz nach der Abreise nach England meuterte, ihren Captain mit seinen Getreuen im Beiboot aussetzte und unter dem Kommando vom ersten Offizier Christian Fletcher zurück zu ihren Inselschönheiten segelten und dann zusammen auf die abgelegene Insel Pitcairn flüchteten. Dort fühlten sie sich sicher vor der englischen Krone, denn auf Meuterei stand hängen am Galgen. Um jede Spur zu vernichten haben sie die Bounty, nachdem sämtliche Ladung an Land gebracht wurde, angezündet und in der Bounty Bay versenkt. Noch heute leben die direkten Nachfahren der Meuterer der Bounty auf dieser Insel.
Nach dem Museum sind wir noch ein bisschen durch das kleine Dorf spaziert, haben ein Bier im "Fletcher´s Café" getrunken und einige der gastfreundlichen Bewohner kennengelernt. Die Menschen auf dieser Insel sind wahnsinnig gastfreundlich und freuen sich riesig, neue Gesichter zu sehen. Aufgrund der kleinen Population und dem kaum existierenden Tourismus gibt es natürlich auch einige Probleme auf der Insel. So hat jeder der Inselbewohner einen Job beim Government, die Insel gehört politisch zum United Kingdom. Damals sind die Meuterer vor der englischen Krone geflohen und heute können sie ohne diese kaum existieren. Neben dem Governmentjob hat so gut wie jeder jeder noch einen oder mehrere andere Berufe.
Gegen 17 Uhr haben wir uns wieder mit Brenda und Randy getroffen, die uns zurück zu unserem schaukeligen Ankerplatz in Down Rope gebracht haben. Der Ankerplatz heißt zurecht so, die hohe Steilküste kommt man ohne Seil wirklich nicht rauf und runter.
Nächster Tag, um 09.00 Uhr wurden wir wieder abgeholt und sind zu Bank und zum Postoffice, die beide nur für uns geöffnet hatten. Eine der Haupteinnahmequellen der Insel ist der Verkauf von Briefmarken, für die die Insel berühmt ist. Danach hat uns Pawl mit seinem Quad abgeholt, um uns die Insel zu zeigen. Pawl, bei google unter "Pirate Pawl" zu finden, ist eine der Kultfiguren der Insel. Er ist direkter Nachfahre von Christian Fletcher und wohl der letzte noch lebende wirkliche Pirat (nicht die modernen Piraten, sondern so richtig mit Kopftuch, Ketten, Ohrringen und Totenkopfshirt). Aber am besten beschreiben ihn die Bilder (siehe oben). Da wir zuerst noch kurz ins Internet wollten, um unseren letzten Blogeintrag online zu stellen, sind wir kurzerhand zu ihm nach Hause gefahren und dort ins Internet. Willkommen auf Pitcairn, der Insel mit dem wohl langsamsten Internet der Welt :-)! Aber hier geht alles etwas langsamer, die Inselbewohner sprechen aufgrund ihrer Isolation auch noch teilweise einen englischen Dialekt aus dem 18. Jahrhundert.
Danach ging es auf zur Inseltour. Wir haben zuvor viel über die Insel gelesen, über die interessante Geschichte und über die so gastfreundlichen Einwohner. Aber nie, dass die Insel auch wahnsinnig schön ist! Es gibt zwar keine wirklichen Strände, aber eine superschöne, wildromantische Landschaft mit üppiger Vegetation und felsigen Steilküsten. Mit Pawls Quad "HMS Blacksheep" ging es einmal um die ganze Insel und zu allen berühmten Orten des Eilandes, zum "highest point", zur wilden Felsküste bei "Tedside", zum Grab von "John Adams", dem letzten überlebenden Meuterer und einigen schönen Aussichtspunkten. Manchmal konnten wir auch ganz klein die Ivalu am Anker schaukeln sehen und waren dann beruhigt, dass sie noch da war.
Noch eine weitere Kultfigur der Insel haben wir getroffen, eine Riesenschildkröte aus Galapagos. Vier dieser Schildkröten wurden auf Pitcairn gebracht, allerdings ist nur noch eine am Leben.
Nach der Tour ging es zurüch nach Adamstown, der einzigen Ortschaft der Insel, wo wir bei Pawl und Sue zum Essen eingeladen waren. Auch haben uns die Beiden noch mit Obst und Gemüse für die Weiterfahrt eingedeckt: eine ganze Staude Bananen und eine riesige Tüte voll Maracujas, Mandarinen, Auberginen und anderen Gemüsen, die wir nicht kennen. Bei Diana hatten wir zuvor schon Obst bestellt gehabt, so dass das Boot bei unserer Abfahr wie ein fliegender Obsthändler aussah. Wir haben längst nicht alles in unseren Obstnetzen untergebracht, ein Teil musste erstmal im Cockpit gelagert werden.
Trotz aller Gastfreundschaft, die wir so woanders noch nie erlebt haben, hat es uns aber trotzdem zurück auf die Ivalu gezogen, da das Wetter laut Wetterbericht gegen späteren Nachmittag umschlagen sollte und unser Ankerplatz dann alles andere als sicher wäre. Pawl hat uns mit seinem Quad zur Bounty Bay gebracht, wo es sich schon rumgesprochen hatte, dass wir abfahren und einige Leute zum winken gekommen sind. Wir haben ein paar englische Bücher und einien Fußball für die Kinder auf der Insel gelassen. Nach vielen Umarmungen und Wünschen für die weitere Reise ging es dann wieder zurück an Bord. In Down Rope war es mittlerweile schon ziemlich windig und wellig, Windrichtung und -stärke haben sich gerade geändert, als wir zurück an Bord waren, früher als vorhergesagt. Das Boot hat wie verrückt am Anker gerissen und wir hatten keine Chance, den Anker zu bergen. Stattdessen ist ein Teil der Ankerwinch aus seiner Führung gesprungen und die kompletten 100 Meter Kette sind ausgerauscht, nur ein Sicherungsstropp hat die Kette noch am Boot gehalten. Durch die veränderte Windrichtung hat der Anker auch nicht mehr im Grund gehalten und wir sind langsam rückwärts in Richtung Steilküste gerutscht. Mittlerweile hat der Wind auf über 40 Knoten zugenommen und die Welle eine Höhe von ca. zwei Metern erreicht, die sich über die Ivalu gebrochen hat. Glücklicherweise haben Brenda und Randy noch gewartet, so dass wir, nach einigen missglückten Anker-Auf-Versuchen, mit ihnen ausgemacht hatten, dass wir den Anker kappen und eine Boje dranbinden, dass man ihn wieder findet, da wir keine Sekunde länger in diesem Hexenkessel bleiben wollten. Randy und ein paar Jungs sind dann mit einem Motorboot raus und haben unseren Anker geborgen, was mit der Ivalu nicht mehr möglich war. Wir sind währenddessen im Lee der Insel gedriftet und haben abgewartet. Zwei Stunden später haben wir Anker samt Kette wieder bekommen. Danke Randy und seinen Jungs!
Neben der Osterinsel war Pitcairn das vorerst einzige Ziel mit einem offenen Ankerplatz, sämtliche nächsten Inseln sind von einer schützenden Lagune umgeben.
Über Funk haben wir uns noch einmal bei allen Pitcairnern für die Gastfreundschaft und Hilfe bedankt, bevor wir Segel gesetzt und Kurs Gambier Inseln genommen haben.
Die Ankerwinch ist wieder repariert, Gambier, wir kommen!
Es grüßen ganz herzlich Martin und Barbara
P.S.: Wie sich rausgestellt hat war das "Gambier, wir kommen" etwas zu optimistisch, da hat uns der starke WInd und unsere Maschine einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dazu im nächsten Blog!
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