Atlantiküberquerung

So, wie versprochen kommt hier der ausführliche Bericht der letzten Wochen. Am Tag bevor wir uns von Mindelo aus auf den Weg über den Atlantik gemacht haben, sind wir noch mit der Fähre auf die Insel Santo Antao gefahren. Eine superschöne Insel, und im Gegensatz zu den anderen Inseln der Kap Verden, die wir besucht haben, eine grüne Insel mit reichlich Vegetation. Hier wachsen Bananen-, Kokos- und Dattelpalmen, Zuckerrohr und Papaya, Brotfrucht und Eukalyptus. Und das alles kreuz und quer durcheinander. Sämtliches Obst und Gemüse, das man auf den Kap Verden bekommt, stammt von dieser Insel. Hätten wir etwas mehr Zeit gehabt, wir wären mit Sicherheit noch einige Tage dort geblieben. Aber um unserem Zeitplan nicht noch weiter hinterher zu hinken mussten wir uns auf den Weg in Richtung Karibik aufmachen. Hier unser Bericht von der Atlantiküberquerung, alle paar Tage haben wir eine kurze Zusammenfassung geschrieben:
20.12.2010: Jetzt sind wir seit zwei Tagen unterwegs und endlich Wind! Zwei Tage sind wir in der Flaute gedümpelt, oft haben sowohl Wind als auch Geschwindigkeit 0 Knoten angezeigt. Die ersten Stunden ist noch die Maschine gelaufen, da unsere Batterien nach einer Woche vor Anker ziemlich leer waren und ohne Wind bringt uns auch unser Windgenerator nichts. Danach lagen wir in einem Atlantik, der eher an Blei oder Quecksilber als an Wasser erinnert hat, so ruhig war das Meer. Die Ruhe der Flaute hatte aber auch etwas für sich, das Wasser war so spiegelglatt und klar, dass man die Tierwelt unter Wasser richtiggehend beobachten konnte: Thunfische, die in aller Ruhe neben und hinter dem Boot herschwimmen, große Fischschwärme, Delfinschulen von 50 und mehr Tieren. Ein riesiger Schwarm von ca. 30 cm großen Fischen suchte bei unserem Boot Schutz vor den Delfinen, die den Schwarm zuerst langsam einkreisten und dann von allen Seiten angriffen.

Wenn der Wind so bleibt werden wir ca. am 03.01. auf Barbados sein. So langsam stellt sich hier an Bord ein bisschen Weihnachtsstimmung ein. Heute Nachmittag hat Johanne auf der Mundharmonika Schneeflöckchen Weißröckchen zum Besten gegeben, und das bei über 30 Grad im Schatten!
25.12.2010: Viel ist passiert die letzten Tage: Wir haben unsere ersten Fische gefangen! Zwei wunderschöne und superleckere Goldmakrelen, die jeweils in den frühen Morgenstunden gebissen haben. Die Fische sind direkt in die Pfanne gewandert, Salz, Pfeffer und Limettensaft dazu. Voila! Fertig ist das Mittagessen. Gott sei Dank waren die Fische so groß, dass wir uns nicht einmal Gedanken um Beilagen machen mussten. Wir haben schon gedacht, dass uns das Anglerglück hold bleiben würde und zu Weihnachten auch eine leckere Makrele auf den Tisch kommt, leider ist es aber vorerst bei den beiden Fischen geblieben. Zu Weihnachten gab es dann alternativ heimische Hausmannskost – Wurstsalat und dazu Bratkartoffeln. Wurst haben wir in Dosen dabei, die ist zwar nicht mit der vom Metzger zu vergleichen, aber mangels Alternative musste diese herhalten. War trotzdem lecker. Zur Nachspeise hatten wir noch Vanillepudding. Für uns Beide mussten wir allerdings drei Portionen kochen, da sich die Erste in einer großen Welle quer im Boot verteilt hatte.
Weihnachten ist eigentlich so wie jedes Jahr abgelaufen. Zuerst ging es unter die Dusche, damit wir für das Fest angemessen duften und aussehen. Inzwischen ist das Wasser so warm, dass das Duschen – sprich sich das Meerwasser eimerweise über den Kopf zu schütten – eine Riesengaudi ist. Am Nachmittag haben wir noch ein paar Partien Uri, das Nationalspiel der Kapverden, gespielt und aufs Christkind gewartet, bevor wir uns dann in der Küche ausgetobt haben. Statt dem Weihnachtsbaum hat Martin unsere Steuersäule mit einem wunderschönen, selbstgebastelten Weihnachtsstern dekoriert, der über dem Kompass baumelt. Vor dem Essen gab es dann noch die obligatorischen Weihnachtstelefonate über unser Sattelitentelefon mit den Familien zu Hause, danach wurde zu Tisch gebeten. Zum ersten Mal seit langem haben wir wieder einmal den Tisch im Cockpit aufgebaut, es ist ja schließlich Weihnachten, da isst man nicht einfach so aus der Schüssel in der Hand, wie sonst auf See. Wind und Wetter haben mitgespielt und somit ist auch alles auf dem Tisch stehen geblieben und nicht in der Gegend rumgeflogen. Die Bescherung nach dem Essen war eher übersichtlich – lediglich ein (sehr schönes!) Geschenk lag unter dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum. Da wir abgemacht hatten, uns gegenseitig zu Weihnachten nichts zu schenken war der tageordnungspunkt Bescherung somit abgehakt. Nachdem wir noch eine Weile zusammengesessen sind, sind wir bald wieder zu Bordroutine und Nachtwache übergegangen.
28.12.2010: Noch 700 Seemeilen bis zum Ziel. Vermutlich werden wir am 02. Oder 03. Januar in Barbados vor Anker gehen. Die tage fließen so dahin, der Passatwind weht meist Konstant aus Nord-Ost und hätten wir kein Logbuch, wir hätten jegliches Gefühl für Zeit verloren. Heute haben wir zum ersten Mal seit den Kap Verden ein anderes Segelboot gesehen. Zuerst ganz klein am Horizont und dann, einige Stunden Später, direkt neben uns. Dave und Sarah von der Samsara sind auch auf dem Weg nach Barbados. Über Funk haben wir uns kurz mit den beiden unterhalten und uns auf ein Bier in Bridgetown verabredet. Sonst gibt es gerade nichts Besonderes zu berichten, außer dass das Wetter die letzten beiden Tageetwas unbeständiger geworden ist und wir öfter mal die Segelfläche bei herannahenden Schlechtwetterwolken, die meist viel Wind mit sich bringen, verkleinern müssen. Gestern ist uns dabei ein kleines Missgeschick passiert. Als wir das Boot in den Wind drehten, um das Großsegel zu reffen, hat sich unsere Angelleine den Windgenerator geangelt und diesen vorerst außer Betrieb gesetzt. Im ruhigen Hafen eine Kleinigkeit zu reparieren, hier bei Wind und Welle allerdings nicht machbar.
01.01.2011: Unser letzter Atlantiktag. Morgen Mittag werden wir voraussichtlich in Bridgetown ankommen. Zuerst müssen wir zu Zoll und Hafenpolizei, um offiziell im Land einzuklarieren. Hoffentlich ist dies Sonntags gleich möglich. Ansonsten müssen wir einen Tag am Quarantänesteg warten. Die letzten Tage war das Wetter weiterhin etwas wechselhaft uns in den Passatwind haben sich immer wieder kleine Schlechtwetterfronten, die Wind und Regen mit sich brachten, gemischt. Aber alles halb so wild. In diesen Schlechtwettergebieten hat die Temperatur lediglich soweit abgekühlt, dass wir T-Shirts angezogen haben. Regenklamotten oder gar Ölzeug haben wir seit Spanien nicht mehr getragen. Eine große Goldmakrele ist uns die Tage noch en den Haken gegangen. Einen Teil haben wir gleich in die Pfanne geworfen, der Rest wurde eingekocht und gibt gut und gerne nochmal zwei Mahlzeiten.
Sylvester war eher ruhig. Wir haben in kleiner Runde gefeiert. Eigentlich wollten wir noch Arielle die Meerjungfrau einladen, aber die war wohl schon anderweitig verabredet. Also haben wir zu zweit gefeiert und drei Mal auf das neue Jahr angestoßen. Zuerst zur Heimatzeit, eine Stunde später zu UTC, der Zeit nach der wir an Bord leben, und dann drei Stunden später schließlich zu unserer Ortszeit. Prost Neujahr.
Jetzt gerade ist es 17.00 Uhr und wir sind noch ca. 100 Seemeilen von unserem Ziel entfernt. Die Logge zeigt 6 Knoten Fahrt, somit wird das die letzte Nachtfahrt unserer Atlantiküberquerung werden. Wir sind echt schon gespannt, wie es sein wird, nach so langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen und andere Menschen und Zivilisation um uns herum zu haben.
03.01.2011: Seit gestern Mittag sind wir auf Barbados, einklariert, Boot geputzt, ausgeruht und angekommen! Aber hierzu gibt´s noch einen ausführlicheren Bericht die tage!
Viele liebe Grüße von Johannes und Martin

Kommentare

  1. Danke für den ausführlichen Bericht!
    Es tut gut, Euch mal wieder zu sehen nach so langer Zeit und dann noch mit zwei so tollen Riesenfischen.
    Machts gut, bis dann
    Karin

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  2. Silvester war wohl mal ne ganz andere Erfahrung oder? Keine bunten Lichter, kein Rumgeknalle - kein Gestank...
    Bin jedenfalls weiterhin auf eurer Reise dabei und fiebere jeden Tag auf einen neuen Bericht.
    Gutes Weiterkommen!
    Andy

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  3. ...jetzt hab ich euren Blogeintrag zum 2. Mal ganz in Ruhe und manchmal schmunzelnd gelesen.
    Kann wirklich nicht verstehen, dass Arielle zwei so feschen Jungs eine Einladung ausschlagen konnte:)
    noch ein Grüßle
    Karin

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  4. Guten Morgen Bridgetown/Barbados! Schön das ihr gut über den Atlantik gekommen seid! Wollten euch noch ein frohes neues Jahr wünschen! Liebe Grüße, Yassi & Jörn

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  5. Jenny und Karsten4. Januar 2011 um 21:07

    Hey ihr beiden!
    Wir wünschen ein frohes, spannendes, glückliches neues Jahr! Toll, dass ihr erfolgreich übern Teich gekommen seid! Wir denken an Euch!
    Jenny und Karsten

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  6. Wow endlich da! Das muss doch ein umwerfendes und atemberaubendes Gefühl sein - die große Überfahrt geschafft zu haben ganz mit den Kräften der Natur. Ein Flieger hätte vermutlich ca. 1,5t CO² pro Person dafür ausgestoßen...
    Nun habe ihr den ersten richtig großen Schritt geschafft und den ersten Ozean besiegt.
    Ich wünsche euch total viel Spaß und weitere superschöne EIndrücke in der Karibik.
    Liebe Grüße Tobias

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  7. Ein frohes Neues Jahr an euch zwei. Bleibt weiterhin gesund und munter, genießt die Zeit und das Leben und grüßt die Welt von uns.

    Schön, dass es euch prima geht und ihr die große Überfahrt so gut überstanden habt.

    Liebe Grüße auch von Doris
    Stefan & Berna

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  8. wir freuen uns über Eure tolle Überfahrt und wünschen Euch viel Gesundheit für 2011.Die Buschis

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